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anwerben. Toch trat er nach zwei Jahren in das preußische Heer ein. Er machte
nun den Siebenjährigen Krieg mit. Als er jedoch einmal beim Aufrücken über
gangen wurde, erbat er sich in trotzigen Worten seinen Abschied. Friedrich II. be
willigte ihm diesen mit den Worten: „Der Rittmeister von Blücher ist seiner Dienste
entlassen und kann sich zum Teufel scheren.“ 13 Jahre verbrachte nun Blücher in
friedlicher Tätigkeit auf seinem Landgute. Doch länger hielt er es nicht aus. Nach
dem Tode Friedrichs II. trat er wieder als Major in Dienst. An dem Kriege gegen
Frankreich 1806 nahm er als General teil. Als bei Jena und Auerstädt das preußische
Heer geschlagen war, führte er auf dem Rückzuge die Nachhut. Von allen Seiten
hart bedrängt, wandte er sich nach Norden und suchte Schutz in Lübeck. Mit seinen
15 000 Mann verteidigte er sich hier noch wacker gegen ein feindliches Heer von
80. 000 Mann. Doch bald unterlag er der lbermacht und mußte sich mit dem Rest
seiner Armee ergeben. Dem Berichte aber fügte er eigenhändig hinzu: „weil ich
kein Brot und keine Munition mehr habe.“
6. Königin Luise auf der Flucht. Die Königin Luise hatte ihren Gemahl ins
Feldlager begleitet. Am Tage der unglücklichen Schlacht bei Jena und Auerstädt
jedoch reiste sie über Magdeburg nach Berlin. Allein hier war sie bald nicht mehr
sicher. Die Flucht mußte bis nach Königsberg fortgesetzt werden. Die Aufregung
und die Sorge ums Vaterland warfen die edle Nönigin aufs Krankenbett. Aber
das französische Heer kam immer näher, und die Königin sah sich noch einmal zur
Flucht gezwungen. Mitten im kalten Winter und bei dem fürchterlichsten Sturme
und Schneegestöber wurde sie nun in den Wagen getragen und 20 Meilen weir
über die Kurische Nehrung nach Memel gebracht. Drei Tage dauerte die schreck-
liche Reise. Die erste Nacht verbrachte sie auf der Kurischen Nehrung in einer
Napoleon und Königin Luise.
Gemälde von N. Eichstaedt. Mit Genehmigung des Kunstverlags Nich, Vong in Berlin.