Full text: Deutschlands auswärtige Politik 1888-1914.

140 2. Abschnitt. Weltpolitische Mühen ohne zureichende Mittel. 1898—1903. 
  
rungen nicht nur Deutschlands, sondern auch der alten Kolonialmächte, 
haben immer wieder gezeigt, wie feblerhaft es ist, ein solches Gebiet oder 
eine solche Insel als wertlos anzusehen, nur weil man sie bis zur Stunde 
noch nicht praktisch hat verwerten können oder wollen. Es gibt kaum 
Besitz, der erweisbar wertlos wäre, und oft haben sich gerade solche Ge- 
biete, die man dafür hielt, auf einmal als überaus wertvoll erwiesen. 
Der Wertzuwachs kann im Boden selbst liegen oder aber in den Welt- 
verhältnissen politischer und wirtschaftlicher Art. Der Wechsel ist hier 
ebenso dauernd wie unberechenbar. 
Dazu kam ein deutsch-englischer Vertrag über die Teilung der bieher 
neutralen Zone bei Togo und schließlich die ausdrückliche Aufgabe der 
deutschen Exterritorialität von Sansibar. 
Von Spanien erhielt Deutschland käuflich nach dem Kriege die 
Karolineninseln, die Palauinseln und die Marianeninseln. Deutschland 
hatte die Gelegenheit benutzt, als Spanien infolge des unglücklichen 
Krieges dringend Geld bedurfte, anderseits sich klar darüber war, daß es 
seinen Kolonialbesitz durch seine Tätigkeit auszufüllen in Zukunft nicht 
die Kraft haben würde. 
Deutschland und England während des Burenkrieges. 
Zm Februar 1898 hatte der britische Kolonialsekretär Chamberlain 
in einem diplomatischen Schriftwechsel mit der Transvaalregierung den 
Standpunkt der britischen Regierung in die Worte zusammengefaßt: 
„Zhre Majestät nimmt gegenüber der südafrikanischen Republik die Stel- 
lung eines Souveräns ein, der dem Volke dieser Republik Selbstregierung 
unter gewissen Bedingungen gewährt hat.“ 
Die Ausländerfrage spitzte sich immer schärfer zu, und im ZJahre 
1899 begann Großbritannien allmählich Truppen nach Südafrika zu 
senden. Im Frühjahr 1899 richteten 21.000 britische Untertanen in Trans- 
vaal eine Bittschrift an die Königin von England und erklärten, ihre Lage 
sei seit 1895 immer unerträglicher gemacht worden; sie bäten die Kö- 
nigin, ihre Beschwerden zu untersuchen und Reformen herbeizuführen. 
Krüger aber erklärte in einer Rede: nur Bürger, welche ihre alte Natio- 
nalität ganz aufgäben, welche den Buren ganz gleich würden, die Gesetze 
des Landes achteten und ihnen nachlebten, könnten die vollen Bürger- 
rechte erbalten. Verhandlungen über ein neues Fremdengesetz zwischen 
Krüger und dem Gouverneur des Kaplandes, Sir #l. Milner, führten zu 
keinem Ergebnisse. Krüger sagte in einer Versammlung: „Ich will keinen 
Krieg, aber ich will auch keines von meinen Rechten weggeben. Ich will 
nicht mehr geben, ich will auch nicht Eigentum von jemand anders.“
	        
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