Full text: Deutschlands auswärtige Politik 1888-1914.

König Eduards Anfänge — Reibungen. 199 
  
sich der Bedeutung dieses Besuches bewußt, er sei eine glänzende Kund- 
gebung des engen Einvernehmens, und man könne gewiß sein, daß beide 
Länder hinfort mit gegenseitigem Vertrauen und mit demselben guten 
Willen ihrer nationalen Aufgabe nachgingen. Der König sagte u. a.: 
„Wie Sie, Herr Präsident, sehe ich in einem solchen Empfange etwas 
mehr als eine einfache Kundgebung dieser ausgesuchten Höflichkeiten, 
die eine der traditionellen Eigenschaften der edlen französischen Nation 
ist. Mit Recht sieht Frankreich meine Gegenwart als ein natürliches 
Ergebnis des zwischen unseren beiden Ländern glücklich vollendeten 
Werkes der Annäherung an.“ 
„Glücklich vollendete Annäherung!“ Diese Wendung war in der 
TCat nicht derart, daß sie die Staatêmänner der beiden andern Oreibund- 
mächte kalt lassen konnte. Um das Ergebnis einer konsequenten Politik 
handelte es sich, nicht um eine „Extratour“; deutscherseits um eine 
Politik des laissez aller, laissez faire, die der Dreibund auf die Dauer 
nicht ertragen konnte. König Bictor Emanuel hatte aber recht, denn das 
Werk der Annäherung zwischen Italien und Frankreich war tatsächlich 
vollendet, es stand auf dem festen Boden eines Abkommens, der Sym- 
pathie der beiden Nationen und verschwiegener Zukunftspläne. Jeder 
hoffte zu gewinnen, und alle jene anderen Faktoren und Momente der 
Sympathie und Bestechung wirkten mit zu innigerem Zusammencchlusse. 
König Eduards Anfänge — Reibungen. 
Im Januar 1901 war Königin Biktoria von England gestorben, 
König Eduard VII. bestieg den Thron. Sein erster Besuch galt dem por- 
tugiesischen Hofe, und eben diesen ersten Besuch nahm der König zum 
Anlasse einer für die damals Wissenden bochpolitischen Erklärung. Er 
sagte: die beiden Länder möchten Seite an Seite weiter wandeln und 
durch Einmütigkeit der Handelspolitik gemeinsam beitragen „zur Aus- 
dehnung des Handels in unseren beiden Ländern und in unseren Kolonien, 
deren unangetastete Aufrechterhaltung der Gegenstand meiner teuersten 
Wünsche und meiner Bestrebungen ist“. Diese mit so großem Nachdruck 
gebrauchte Wendung konnte sich nur auf den englisch-deutschen Delagoa- 
vertrag von 1898 beziehen. König Eduards Worte brachten zum Aus- 
druck, daß er nicht den Eintritt einer Lage wünschte, die den Bertrag 
akut werden ließ. Seine Wendung mußte und sollte in Portugal wie 
in der ganzen Welt den Eindruck hervorrufen, als ob der König von Eng- 
land seinen Schild über die vom raubgierigen Deutschen Reiche bedrohten 
portugiesischen Kolonien hielte.
	        
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