Full text: Deutschlands auswärtige Politik 1888-1914.

Vorwort zur neunten Auflage. 
Wesentliche Anderungen oder Zusätze haben sich nicht als nötig 
erwiesen. Das gilt mit einer Ausnahme. Ourch die Enthüllungen 
der derzeitigen russischen Regierung wurde im Herbst 1917 bekannt, daß 
der Deutsche Kaiser und der Zar während des Russisch-Japanischen Krieges 
versucht haben, ein deutsch-russisches Bündnis zustande zu bringen. Die 
Enthüllungen haben eine Reihe von Depeschen der beiden Monarchen in 
die Offentlichkeit gebracht, aus denen diese Bestrebungen und auch manche 
tatsächlichen Schritte klar hervorgehen. Anderseits gestatten die veröffent- 
lichten Depeschen keineswegs, ein vollständiges Bild zu gewinnen und lassen 
beinahe ganz die Tätigkeit der Staatsmänner, insbesondere des Deutschen 
Reichskanzlers, im Dunkeln. Unter diesen Umständen habe ich nicht für 
angezeigt gebalten, die durch die Depeschen der Monarchen bezeichneten, 
aber nur zu einem Teile ersichtlichen Borgänge als abgeschlossen und 
feststehend zu erzählen und zu behandeln. Wesentlich für diesen Entschluß 
war auch die Tatsache, daß von seiten der deutschen Regierung gänzlich 
von einer Bestätigung, auch von einer unbedingt notwendigen Ergänzung 
der russischen Enthüllungen, abgesehen worden ist. Das gleiche gilt von 
den seinerzeitigen italienischen Enthüllungen: die österreichisch-ungarische 
Regierung habe im JZahre 1913 IStaliens Dreibundhilfe gegen Serbien in 
Anspruch nehmen wollen und sei dabei auf Weigerung gestoßen. Oie Tat- 
sache eines solchen oder ähnlichen Vorganges dürfte nicht zu bestreiten sein, 
aber auch hier fehlt wieder eine Darstellung, Bestätigung oder Ergänzung 
von seiten der Mittelmächte. In der schon in früheren Auflagen ange- 
kündigten besonderen politischen Geschichte des Krieges werden diese 
Verhältnisse und Fragen gleichwohl eingebend behandelt werden. Gleich- 
zeitig darf hier gesagt werden, daß für das laufende Zahr das Erscheinen 
der Vorgeschichte des Krieges nunmehr endlich in sichere Aussicht genommen 
werden kann. 
In der vorliegenden Neuauflage ist auch Abstand davon genommen 
worden, die innere Vorgeschichte der Balkankriege neu zu bearbeiten. Die 
gegebene Schilderung ist in den wesentlichen Punkten auch nach allem, was 
inzwischen bekanntgeworden ist, als richtig anzusehen. Anderseits enthält 
die innere Vorgeschichte des Balkankrieges noch immer eine Reibe unge-
	        
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