Es liegt etwas Ergreifendes in der Art und Weise, wie der alte Staatsmann
gleichzeitig das Verhängnis reißend schnell herannahen sieht, das er zuerst
vorausgesehen, und zugleich sehen muß, wie das abbröckelt, was er zum
Schutz dagegen vorbereitet hatte... Als im Frühjahr 1896 einer unserer
Mitarbeiter Deutschland als den hauptsächlichen und unmittelbaren Feind
Englands erklärte, da galt diese Ansicht als die eines politischen Sonder-
lings. Einen Monat darauf wurde in einem Londoner Tingeltangel die
deutsche Flagge gehißt, und als eines Sonnabendabends im April die Zei-
tungsjungen schrien: ‚Krieg mit Deutschland!‘, da wurde der Verkehr in
London durch die jauchzende Freude hierüber unterbrochen ...
Die deutschen Pläne in Transvaal, die deutschen Verletzungen des Völker-
rechts in Mittelafrika, der notorische Einfluß. deutscher Pelitik im Bot-
schafterrat zu Konstantinopel, vor allem die Art und Weise, wie England
den wahren Umfang der deutschen Handelskonkurrenz kennengelernt hat,
alle diese Gründe haben darauf eingewirkt und bilden jetzt in England und
Deutschland in gleicher Weise die drohende Kriegsgefahr. Was Bismarck
sich vorstellte, und was auch wir bald einsehen werden, ist die Tatsache, daß
nicht nur der greifbarste Interessenstreit zwischen England und Deutsch-
land besteht, sondern auch, daß England die einzige Großmacht ist, von der
Deutschland ohne enormes Risiko und ohne jeden Zweifel am Erfolge be-
kämpft werden kann. Deutschlands Bundesgenossen im Dreibunde würden
gegen England nutzlos sein: Österreich, weil es unfähig ist, Italien, weil es
sich keinem Angriffe Frankreichs aussetzen darf. Ein Wachstum der deut-
schen Flotte trägt nur dazu bei, den Schlag, den Deutschland von England
erhält, noch schwerer zu machen. Die Schiffe würden bald auf dem Grunde
des Meeres liegen oder als Prisen in die englischen Häfen gebracht werden;
Hamburg und Bremen, der Kieler Kanal, die Ostseehäfen würden unter den
Kanonen Englands liegen und warten müssen, bis die Entschädigung fest-
gesetzt wird. Wenn unser Werk getan wäre, so könnten wir ohne alle Schwie-
rigkeit Bismarcks Worte an Ferry ändern und zu Frankreich und Rußland
sagen: ‚Sucht euch Kompensationen. Nehmt innerhalb Deutschlands, was
ihr wollt. Ihr könnt es haben !‘“
Der Artikel schloß mit den Worten: ‚Germaniam esse delendam!“
Im Winter desselben Jahres 1897 schrieb eine andere bedeutende eng-
lische Wochenschrift das Folgende:
Zunächst würde Deutschland sehr schnell seiner Kolonien beraubt werden.
Das sei aber lange nicht alles: ‚Die Anglophoben in der deutschen Presse
scheinen gar nicht zu wissen, daß Deutschland eine sehr große Handelsflotte
hat. Überall weht die deutsche Flagge. Mit der Kriegserklärung würde die
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