Full text: Von Potsdam nach Doorn.

Propaganda des jüdisch durchsetzten Liberalismus: hätten wir nur eine rein 
parlamentarische Regierung oder gar die Republik, so würde alles in Ruhe 
und Frieden nach außen und innen in bester Ordnung sein, und das Deutsche 
Reich wäre so beliebt in der ganzen Welt, wie es jetzt gehaßt wird! Warum 
mischt sich auch der Kaiser in so viele Dinge, die ihm nichts angehen! 
Je nach seinen Stimmungen wurde auch Wilhelm II. von Unruhe wegen 
der allgemeinen Entwicklung der außenpolitischen Lage Deutschlands 
erfaßt, er, der unausgesetzt Erhaltung des Friedens durch Nachgeben oder 
Umfallen erstrebt und, Fehler seiner Reichskanzler eingerechnet, Deutsch- 
lands Ansehen und Stellung unter den Nationen ausnahmslos und fort- 
schreitend gemindert und gefährdet hatte. Immer, wenn ihn solche Sorge 
packte, konnte er sich nicht enthalten, ihr irgendwie Ausdruck zu geben und 
Ansprachen an Offiziere zu halten, die nicht veröffentlicht werden sollten, 
aber stets — ganz oder teilweise — in die Öffentlichkeit gelangten ; so in dem 
Krisenjahr 1908: ‚Sie mögen nur kommen, sie werden uns bereit finden!“ 
Und: ‚‚Wie es mit uns in der Welt steht, wissen die Herren nun!“ 
Redewendungen, wie: man müsse das Pulver trocken und das Schwert 
scharf halten, waren nicht selten. Die Engländer und Franzosen übertrugen 
das in ihre Propaganda: der Deutsche Kaiser will den Krieg! Wenn dieser 
dann, wie in der erwähnten Rede zu Bremen, erklärte: es liege ihm fern, 
nach einer ‚öden Weltherrschaft‘‘ zu streben, lachte man in Deutschland 
laut, oder ärgerte sich zugleich, oder bewunderte ehrfurchtsvoll so edle Ent- 
sagung, während man im Ausland leise lachte und laut in der Presse schrie: 
so würde der Kaiser nicht gesprochen haben, wenn er nicht im geheimen das 
Ziel verfolge, sich zum Weltherrscher einmal aufzuwerfen. Ein anderes Mal 
versicherte Wilhelm II. in öffentlicher Rede: nun könne ohne Zustimmung 
des Deutschen Kaisers auf der Welt kein Kanonenschuß mehr fallen. — 
Und dabei knallte es dauernd an allen Ecken und Enden. 
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