Object: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

vor Aristoteles und Platon. 141 
den in seiner Weise bekanntlich auch Platon vollständig anerkannte. 
Wir werden nun an diesem Orte nicht weiter auf den Inhalt 
desselben eingehen; uns kann es nur auf die Folgen dieser 
Ansicht ankommen. Doch dürfen wir auf dieselben aufmerksam 
machen, weil wir sie unten bei der eigentlichen Volkswirthschafts- 
lehre wieder herbeiziehen müssen. 
Ganz abgesehen nämlich von der Richtigkeit oder Unnatür- 
lichkeit dieser Auffassung ergab sich aus diesem, tief im National- 
charakter der Griechen liegenden Princip, dass der wirklich freie 
Bürger im Grunde es als ein völliges Aufgeben seiner ganzen 
gesellschaftlichen und staatlichen Stellung ansah, wenn er aus 
seiner Nichisthuerei heraus in das gewerbliche Leben hineintreten 
musste. Nun aber machte die Zertrümmerung der grössern Grund- 
besitzungen und der lebhafte Verkehr in Athen das Leben selbst 
immer theurer, und der Luxus stieg. Mit ihm stiegen bei ver- 
kleinerten Mitteln die Bedürfnisse. Arbeiten durfie man nicht. 
Was blieb übrig für diejenigen, die einmal freie Bürger waren, 
und nur gerne mit dem bequemen soAıreveodas und Yılooogyelv 
ihre Tage hinbringen wollten? Sie mussten einen Erwerb durch 
das Einzige suchen, was sie noch hatten, durch ihr freies Bürger- 
recht. Das heisst in der That nichts anderes, als sie mussten 
die Staatsgewalt, die sie in der Demokratie in Händen halten, 
gebrauchen, um sich eine Einnahme zu verschaffen. Und das 
war bis zu einem gewissen Grade sehr leicht. Perikles hatte 
die Bahn geöffnet. Er halle aus dem Besuch der Schauspiele 
und aus dem Besuch der Volksgerichte einen Erwerb gemacht; 
was war bequemer als sein tägliches Brod damit zu verdienen, 
dass man den Schauspielen eines Aeschylus, eines Sophokles, eines 
Aristophanes und Euripides zusah, und einen Demosthenes oder 
Aeschines anhörte, um ein unappellables Urtheil zu fällen? 
Das war schon schlimm genug. Schlimmer war die weitere 
Folge. Dies souveraine Volk war natürlich mit dem Wenigen 
nicht recht gesättigi, was es auf diese Weise gewann. Es gab 
zwei andere, einträglichere Mittel, sich aus der Souverainetät 
ein Einkommen zu verschaffen. Das erste war der Krieg. Schon 
Boeckh hat mit Recht auf die unmenschliche Sitte der Kleruchieen 
hingewiesen, als einen der Hauptgründe des Verderbens von
	        
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