5. Chlorkalkmilch wird aus Chlorkalk (Calcaria chlorata des Arzneibuchs
für das Deutsche Reich), der in dicht geschlossenen Gefäßen vor Licht geschützt
aufbewahrt war und stechenden Chlorgeruch besitzen soll, in der Weise hergestellt,
daß zu je 1 Liter Chlorkalk allmählich unter stetem Rühren 5 Liter Wasser hin-
zugesetzt werden. Chlorkalkmilch ist jedesmal vor dem Gebrauche frisch zu bereiten.
6. Formaldehyd. Formaldehyd ist ein stechend riechendes, auf die Schleim-
häute der Luftwege, der Nase und der Augen reizend wirkendes Gas, das in
etwa 35 prozentiger wässeriger Lösung (Formaldehydum solutum des Arzneibuchs
für das Deutsche Reich) käuflich ist. Die Formaldehydlösung ist gut verschlossen
und vor Licht geschützt aufzubewahren. Formaldehydlösung, in welcher sich eine
weiße, weiche, flockige Masse, die sich bei vorsichtigem Erwärmen nicht auflöst
(Paraformaldehyd), abgeschieden hat, ist weniger wirksam, unter Umständen sogar
vollkommen unwirksam und daher für Desinfektionszwecke nicht mehr zu benutzen.
Formaldehyd kommt zur Anwendung:
a) entweder in Dampfform; zu diesem Zwecke wird die käufliche Formaldehyd-
lösung in geeigneten Apparaten mit Wasser verdampft oder zerstäubt oder
das Formaldehydgas durch ein anderes erprobtes Verfahren entwickelt;
b) oder in wässeriger Lösung (etwa 1 prozentig). Zur Herstellung werden
30 Kubikzentimeter der käuflichen Formaldehydlösung mit Wasser zu
1 Liter Desinfektionsflüssigkeit aufgefüllt und gut durchgemischt.
7. Wasserdampf. Der Wasserdampf muß mindestens die Temperatur des
siedenden Wassers haben. Zur Desinfektion mit Wasserdampf sind nur solche
Apparate zu verwenden, welche sowohl bei der Aufstellung als auch später in
regelmäßigen Zwischenräumen von Sachverständigen geprüft und geeignet befunden
worden sind.
Neben Apparaten, welche mit strömendem Wasserdampfe von Atmosphären-
druck arbeiten, sind auch solche, die mäßig gespannten Dampf verwerten, ver-
wendbar. Überhitzung des Dampfes ist zu vermeiden.
Die Prüfung der Apparate hat sich namentlich auf die Art der Dampf-
entwickelung, die Anordnung der Dampfzu- und ableitung, den Schutz der zu
desinfizierenden Gegenstände gegen Tropfwasser und gegen Rostflecke, die Hand-
habungsweise und die für eine ausreichende Desinfektion erforderliche Dauer der
Dampfeinwirkung zu erstrecken.
Auf Grund dieser Prüfung ist für jeden Apparat eine genaue Anweisung
für seine Handhabung aufzustellen und neben dem Apparat an offensichtlicher
Stelle zu befestigen.
Die Bedienung der Apparate ist, wenn irgend angängig, nur geprüften
Desinfektoren zu übertragen. Es empfiehlt sich, tunlichst bei jeder Desinfektion
durch einen geeigneten Kontrollapparat festzustellen, ob die vorschriftsmäßige Durch-
hitzung erfolgt ist.
8. Auskochen in Wasser, dem Soda zugesetzt werden kann. Die Flüssig-
keit muß kalt aufgesetzt werden, die Gegenstände vollständig bedecken und vom
Augenblicke des Kochens ab mindestens eine Viertelstunde lang im Sieden gehalten
werden. Die Kochgefäße müssen bedeckt sein.
23°