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Schiffsinsassen desinfiziert werden, wenn besondere Gründe dafür sprechen, daß
diese Gegenstände mit dem Erreger der Pest behaftet sind.
Bei Schiffen, auf welchen Rattenpest festgestellt ist (§ 14 der Vorschriften),
sind alle nach dem Ermessen des beamteten Arztes als pestinfiziert zu erachtenden
Schiffsräumlichkeiten und -teile, schmutzigen Wäschestücke, gebrauchten Bekleidungs-
gegenstände und sonstigen Sachen der Schiffsinsassen sowie Waren und deren
Umhüllungen zu desinfizieren. Besondere Sorgfalt ist auch der Desinfektion des
Kehrichts zuzuwenden.
II. Desinfektionsmittel.
§ 3.
Als Desinfektionsmittel sind zu verwenden:
1. Verdünntes Kresolwasser (2,5 prozentig). Zur Herstellung werden
entweder 50 Kubikzentimeter Kresolseifenlösung (Liquor Cresoli sapo-
natus des Arzneibuchs für das Deutsche Reich) oder ½ Liter Kresol-
wasser (Aqua cresolica des Arzneibuchs für das Deutsche Reich) mit
Wasser zu 1 Liter Desinfektionsflüssigkeit aufgefüllt und gut durch-
gemischt.
2. Karbolsäurelösung (etwa 3 prozentig). 30 Kubikzentimeter verflüssigte
Karbolsäure (Acidum carbolicum liquefactum des Arzneibuchs für
das Deutsche Reich) werden mit Wasser zu 1 Liter Desinfektions-
flüssigkeit aufgefüllt und gut durchgemischt.
3. Sublimatlösung (1/10 prozentig). Zur Herstellung werden von den
käuflichen, rosa gefärbten Sublimatpastillen (Pastilli hydrargyri
bichlorati des Arzneibuchs für das Deutsche Reich) entweder 1 Pastille
zu 1 Gramm oder 2 Pastillen zu je ½ Gramm in 1 Liter Wasser
aufgelöst.
4. Kalkmilch. Frisch gebrannter Kalk wird unzerkleinert in ein geräumiges
Gefäß gelegt und mit Wasser (etwa der halben Menge des Kalkes)
gleichmäßig besprengt; er zerfällt hierbei unter starker Erwärmung und
unter Aufblähen zu Kalkpulver.
Die Kalkmilch wird bereitet, indem zu je 1 Liter Kalkpulver all-
mählich unter stetem Rühren 3 Liter Wasser hinzugesetzt werden.
Falls frisch gebrannter Kalk nicht zur Verfügung steht, kann die
Kalkmilch auch durch Anrühren von je 1 Liter gelöschten Kalkes, wie
er in einer Kalkgrube vorhanden ist, mit 3 Liter Wasser bereitet
werden. Jedoch ist darauf zu achten, daß in diesen Fällen die oberste,
durch den Einfluß der Luft veränderte Kalkschicht beseitigt wird.
Die Kalkmilch ist vor dem Gebrauch umzuschütteln oder umzurühren.
5. Chlorkalkmilch wird aus Chlorkalk (Calcaria chlorata des Arznei-
buchs für das Deutsche Reich), der in dicht geschlossenen Gefäßen vor
Licht geschützt aufbewahrt war und stechenden Chlorgeruch besitzen soll,
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