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der Stadt und seinem Lande verweisen. Zu seinem Ärger fanden
sie in benachbarten ernestinischen Plätzen, wie Grimma, Eilenburg
u. a., gastliche Aufnahme. Da seine Maßregeln das mit der
Reformation besonders aufblühende Buchgewerbe, vor allem aber
die Messen schädigten, so wagten selbst gut katholisch gesinnte Män-
ner bei dem Herzog zugunsten einer milderen Auffassung vorstellig
zu werden. Sie erhielten zur Antwort: „Lieber wolle er mit seiner
Gemahlin nackt und bloß,
den Stab in der Hand,
ins Elend gehen, als seinen
Untertanen erlauben, daß
sie nur den kleinsten Titel
von der katholischen Lehre
abwichen, bevor nicht auf
einem Konzile anders be-
schlossen wäre.“ Da übri-
gens Kurfürst Johann
Friedrich auf Georgs
Maßregelung mit Re-
pressalien antwortete, so
schien ein Krieg unver-
meidlich zu sein. Des
Landgrafen Philipp Ver-
mittelung brachte 1536 zu
Verzog Georg von Sachsen Naumburg einen auch son-
1°0 z henannt „der Bärtige“. stge Streitfragen schlich-
em Holzschnitt von Lukas Cranach. tenden Vergleich zustande
Viel trug wohl zu des Herzogs feindseliger Haltung seine
Umgebung bei, „die Georgische Cantzley und Schmiedte“, wie La-
zarus Spengler sie nannte, nämlich der Hofprediger Cochläus, der
Dresdener Pfarrer P. Sylvius, der Franziskaner Alveld, der Abt zu
Altenzelle P. F. Bachmann, vor allem Hieronymus Emser, der
„Leipziger Bock“, Letzterer 1527 vom Herzog mit der Ab-
assung einer neuen Bibelübersetzung zur Verdrängung der Luther=
schen beauftragt, schuf nichts als ein unverschämtes Plagiat, das
sich vom Original nur durch die Vorrede und einige Verschlechte-