kunft und Erholung fanden. Dies Haus wurde 1891
von Dr. Preuß, dem jetzigen Leiter des botanischen
Gartens in Victoria, behufs Vornahme wissenschaft-
licher Beobachtungen bezogen und mehr als zehn
Monate lang bewohnt. Dr. Preuß kußerte sich in
einem nach etwa dreimonatlicher Anwesenheit daselbst
erstatteten Bericht sehr günstig über die dortigen
klimatischen Verhältnisse.') Auch die übrigen Be-
sucher dieses Ortes, darunter der Vorgänger des
Regierungsarztes Dr. Plehn, Stabsarzt Dr.
Schröder, welcher nur zwei Tage dort verweilte,
machten die Bemerkung, daß schon der kurze Höhen-
aufenthalt eine günstige Wirkung auf ihr Befinden
ausgeübt habe. Allerdings ergiebt sich auch aus
Dr. Schröders Bericht, daß er die Herstellung
einer guten Verbindung und sicherer Lebensver-
hältisse als unabweisliche Vorbedingung für die
Anlage einer Gesundheitsstation in Busa erachtet.
Der Kaiserliche Gouverneur v. Zimmerer
giebt Busa vor Monte Café auf San Thome schon
deshalb bei Weitem den Vorzug, weil es bei gleich
günstigen klimatischen Verhältnissen viel schneller zu
erreichen ist. Victorin, von wo aus der Aufstieg
nach Buêa erfolgt, ist von Kamerun mit Dampfer
in sechs Stunden (mit Kann in etwa 15 Stunden),
San Thoms erst in 36 Stunden zu erreichen.
Kanzler Leist hält für nöthig, den Weg nach Buca
(oder dem unweit davon gelegenen Soppo) mindestens
so breit auszuführen, daß zwei mit je vier Kühen
bespannte Lastwagen an einander vorbeifahren können,
da derselbe nicht nur der Beförderung der Rekon-
valeszenten, sondern auch dem Produktentransport
künftiger Gebirgsplantagen zu dienen habe. Ihm
schwebt als Muster der Weg vor, welcher auf San
Thomé die Stadt mit Monte Café und den übrigen
Gebirgsplantagen verbindet.
Neuerdings hat Dr. Preuß, dessen früherer
Bericht auf Grund einer nur vierteljährlichen An-
wesenheit in Bucsa erstattet war, einen weiteren
Bericht eingesandt, welcher auch seine späteren Er-
sahrungen berücksichtigt. Wir lassen denselben zum
Schluß nachstehend folgen.
Victoria, den 3. Dezember 1893.
1. Lage und Klima des Ortes.
Bei der Anlage eines Sanatoriums im Kamerun-
gebiet kann einzig und allein der Kamerunberg in
Betracht kommen, weil kein Ort im Schutzgebiete
bei gleicher oder ähnlicher Entfernung von der Küste
auch nur annähernd so günstige Verhältnisse bietet
wie dieses. Das Kamerungebirge liegt in unmittel-
barer Nähe der See. Hoch muß ein Sanatkorium
liegen, denn nur bei einer bestimmten Meereshöhe
*) Der Bericht ist in den Stchelluufen 1— u. s. w aus
den deutschen Schutzgebieten“ Jahrgan 128 ff.
zum Abdruck gelangt und enthält auch äs. über die
Art der Anlegung und Instandhaltung eines Verbindungs-
weges.
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findet der Europäer diejenigen Temperaturverhält-
nisse, bei denen er sich behaglich fühlen und bei
denen er seine durch Hitze, Fieber und andere Krank-
heiten verlorene Gesundheit wieder erlangen kann.
Alle anderen Gebirge oder bedeutenderen Erhebungen
im Schußgebiete befinden sich viel zu weit ab von
der Küste, um bei den jetzigen Verkehrsmitteln bei
der Anlage eines Sanatoriums in Betracht gezogen
werden zu können.
Von den mir im Gebirge bekannt gewordenen
Ortschaften nun würde sich Busa, etwa 950 m
hoch, zur Anlage eines Sanatoriums am besten
eignen. Vielleicht bietet Soppo, etwas unterhalb
Buéa dicht bei demselben gelegen, das zu besuchen
ich nie Gelegenheit hatte, bei ungefähr gleichen Ver-
pflegungs= und Wasserverhältnissen noch günstigere
klimatische Bedingungen. Jedenfalls würde es mir
angezeigt erscheinen, Soppo in Bezug auf seine
Tauglichkeit zur Anlage eines Sanatoriums mit
Bua vergleichend genau zu besichtigen und zu
prüfen, denn zwischen diesen beiden Dörfern kann
allein die Wahl schwanken. Alle übrigen mir be-
kannten Dörfer liegen entweder zu niedrig oder zu
weit von der Küste ab oder sie haben kein fließendes
und nur spärliches Wasser (Mapanya, Bonyongo)
und sind außerdem die rechten Heimstätten der
Sandfliegen. Buca liegt über der Sandfliegenzone.
Allerdings würde man bei Versuchen mit irgend
welchen anderen Plätzen im Gebirge ohne Zweifel
anfangs günstige Resultate erzielen, denn es ist ja
eine allbekannte und jederzeit leicht zu beobachtende
Thatsache, daß ein Ortswechsel in Afrika von ganz
überraschendem, wohlthuendem Einflusse auf die Ge-
sundheit des Enropäers ist, ganz gleichgültig, ob er
nach gesundheitlich besser oder schlechter beleumundcten
Plätzen stattfindet. Es wäre aber ganz falsch, wollte
man deshalb sofort einen Ort für gesund und ge-
eignet zur Anlage eines Sanatoriums erklären. Um
diese Frage zu entscheiden, dazu gehören längere
Beobachtungen, und diese liegen für Busa vor.
Was die dortigen klimatischen Verhältnisse anbe-
trifft, so liegen mir meine meteorologischen Beob-
achtungen *) nicht vor, und ich kann daher nur all-
gemein berichten. Jedenfalls ist die Temperatur be-
deutend niedriger als an der Küste und die Luft
viel leichter und angenehmer. Man wird dieses
erst recht gewahr, wenn man nach längerem Aufent-
halte in Buch wieder einmal in die dumpfe, schwüle
und feuchte Küstenatmosphäre von Victoria zurück-
kehrt. Das starke Transpiriren von der Küste hört
auf, jeder „rothe Hund“ verschwindet augenblicklich.
Man verträgt ganz gut leichte europäische Kleidung
und fühlt sich behaglich darin. Die durch die feuchte
Hitze an der Küste erzeugte Schlaffheit des Körpers
*) Vergl. „Miutheiluugen u. s. w. aus den „Deutschen
AoeebitenQ Jahrg. 233 ff.; daselbst sind ein-
o e Mittheilungen 1. die n und
Luftströmungen gegeben.