Full text: Die Jesuiten, deren Geschichte, Verfassung, Moral, Politik, Religion und Wissenschaft.

ein weltliches und erbliches zu verwandeln. Wirklich erklärte 
er, Protestant werden und heiraten zu wollen, Pfalzgraf 
Johann Kasimir unterstützte ihn; aber beide unterlagen 
1583 den Maßregeln des Papstes und den Truppen Baierns 
und Spaniens, und Truchseß mußte fliehen und dem bairischen 
Prinzen Ernst, einem jungen Mann von lockeren Sitten, der 
aber bereits 4 Bistümer besaß, Platz machen. Heinrich von 
Lauenburg, Bischof von Paderborn und Osnabrück, 
der sein Beispiel hatte nachahmen wollen, starb 1585 an 
einem Sturze vom Pferde. Jesuiten überschwemmten, von 
Waffengewalt unterstützt, Beider Stiftsgebiete, und darauf 
auch Münster in Westfalen, Hildesheim und andere Lande. 
Der Bischof Julius von Würzburg bekehrte seine Haupt— 
stadt und sein Gebiet mit Gewalt zum Katholizismus. Ihm 
ahmte der von Bamberg nach. In beiden Stiftern füllten 
sich die Klöster wieder. In der freien Stadt Köln wurde 
der Besuch der protestantischen Predigt mit Kerker und Geld- 
buße bestraft, in Augsburg und Regensburg die Prote- 
stanten kurzweg verbannt. Ja, der römische Nuntius, die 
Jesuiten und ihre Helfershelfer machten nun auch Versuche, 
protestantische Fürsten in Sachsen, Hessen und der Pfalz, 
und mit ihnen ihr Land zu bekehren, und eifrig arbeitete 
man daran, das Reichskammergericht von seinen protestantischen 
Mitgliedern zu säubern. Schüler der Jesuiten stiegen nach 
und nach zu den Stellen der Kirchenfürsten empor und 
räumten dann mit fürchterlicher Gewissenhaftigkeit alle Reste 
des Protestantismus hinweg. 
Am schwierigsten erwies sich die Durchführung dieses 
Systems, wurde aber auch mit der blutigsten Rücksichtlosigkeit 
durchgefübrt in Osterreich. Die Reformation hatte hier 
eine mächtige Verbreitung gefunden, und die Universität 
Wien war für den Süden Deutschlands ebenso ein Haupt- 
herd derselben geworden, wie Wittenberg für den Norden. 
Hohe Beamte huldigten ihr, und die Klöster wurden in
	        
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