samer und daher der politischen Ordnung höchst gefährlicher
Staat im Staate. Diese Vorsicht nützte aber Ganganelli
nichts; er starb ein Jahr nach seiner That, wohl der kühnsten
eines Papstes.
Die Jesuiten zählten zur Zeit der Aufhebung ihres
Ordens 24 Profeßhäuser, 669 Kollegien, 176 Seminarien,
61 Novizenhäuser, 335 Residenzen, 273 Missionen und
22600 Mitglieder, wovon die Hälfte Priester, — die kurz-
röckigen Jesuiten nicht gerechnet.
Die Aushebung des Ordens erwies sich indessen als
zwecklos; denn sein Geist, der Obskurantismus, treffend auch
Jesuitismus genannt, bestand fort. Sogar das Personal
selbst erhielt sich als solches in den Ländern altkatholischer
Regierungen, wie im griechisch-orthodoren Rußland, wo
Katharina in der Frivolität des Ordens nichts abstoßendes
finden konnte, und im protestantischen Preußen, wo Fried-
rich es sich nicht hätte nachsagen lassen, daß sich der Sieger
von Roßbach vor den Vertriebenen seiner Besiegten fürchte.
Aber auch dort, wo der Orden aufgehoben, war seine Ab-
wesenheit dem Fortschritte nicht nur nicht förderlich, sondern
es war nichtsdestoweniger eine allgemeine, fast epidemische
Neigung zum Räckschritt eingerissen. Der beinahe unum-
schränkten Herrschaft, welche die Aufklärung noch in der
Mitte des Jahrhunderts in den gebildeten Kreisen Europa's
ausübte, war nach und nach, namentlich seit dem Anfange
der siebenziger Jahre, doch ohne daß deshalb die Außerungen des
fortschrittlichen Geistes an Kraft und Verbreitung abgenommen
hätten, eine bedenkliche Reaktion zur Seite getreten. Es ge-
hören hierher: das Wiederauftauchen der Kabbala, das
Wirken Lavater's, welchem das ähnliche Hamann's und
Jacobi's zur Seite ging, die Gankeleien, Teufelsbeschwörungen
und Geistersehereien Mesmer's und Gaßner's, Saint-
Germain's und Cagliostro's, Swedenborg's und Jung-Stillings,
denen in Frankreich der schwärmerische Seher Saint-