Full text: Die Jesuiten, deren Geschichte, Verfassung, Moral, Politik, Religion und Wissenschaft.

als zweifelhaft, ob erlaubt oder nicht, hingestellt haben. Da 
nun keine jesuitischen Morallehrer bekannt sind, deren 
Grundsätze mit der allgemein geltenden Moral durchaus 
übereinstimmen, die Schriften aber, in welchen das Gegen- 
teil der Fall ist, vom Orden ausdrücklich gebilligt worden 
sind, so hat die Kulturgeschichte der Menschheit das vollste 
Recht, die Lehren der namhaften jesuitischen Morallehrer 
als Lehren des Ordens selbst zu betrachten. Es ist indessen 
unsere Pflicht, zu sagen, daß gegenüber den Lehren der 
alteren jesuitischen Moralisten (des 16. bis 18. Jahrhunderts) 
der neuere Gury (um 1870) bedeutend bessere, d. h. moralisch 
strengere Saiten aufzieht, und dem Letztern gegenüber der 
neueste Moralist Lehmkuhl in der Annäherung an die all- 
gemein als gut anerkannte Moral wieder weitere Fortschritte 
gemacht hat. Ist es den Jesuiten damit Ernst, so soll es uns 
freuen; aber ein gewisses Mißtrauen in ihre Aufrichtigkeit 
dürfen sie uns im Hinblick auf ihre Vergangenheit nicht verübeln. 
Die Theorien der Jesuiten in der sogenannten Moral- 
theologie lassen sich auf verschiedene Kunstgriffe zurückführen, 
durch welche ein möglichst schlaffes und wenig bindendes 
Sittengesetz erzielt wird, so daß der witzige Franzose Hallier 
vom Jesuiten Bauny sagen konnte: Sieh da Den, welcher 
hinwegnimmt die Sünden der Welt! Jene Kunstgriffe sind: 
der Probabilismus, die Leitung der Absicht (methodus 
dirigendac intentionis) und der innere Vorbehalt (reservatio 
S. restrictio mentalis), zu welchen Hauptmotiven noch einige 
untergeordnete Hilfsmittel kommen, wie die Zweideutigkeit, 
der Utilismus, Clandestinismus, Quietismus und Formalismus. 
Der Probabilismus, (über welchen der Anhang 
Näheres sagt), diese Grundlage der gesamten jezsuitischen 
Moral, liegt darin, daß alles für erlaubt gilt, was irgend 
eine achtungswerte Antoritat (l##ator gravis), für Jesuiten 
also offenbar zunächst eine jesuitische, als erlaubt erklärt. 
So sagen die Jesuiten Sanchez, Navarra, Eseobar, Sa u.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.