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den Eltern! Die Jesuiten erlauben auch die Prostitution, welche
das Weib bekanntlich zur Sklavin herabwürdigt (Gury Com-
pend.Pars I. pag. 200, No.421, Note 1)! Filliucius und Tam-
burini gestatten sie sogar—ehrbaren (1) Frauenund Mädchen!!
Wir fügen die bezügliche entsetzliche Stelle, an deren
Vorhandensein wir ohne Einblick in das Original kaum
glauben konnten, aus Tamburini, der sich auf de Lugo
stützt (Explicatio Decalogi, Monachii 1659, lib. VII. cap.
5. § 3, No. 25 oder Tom. II, pag. 195) wörtlich hier bei;
At vero faemina honesta potest petere et sumere, quan-
tum ei placet; ratio est, quia in his ct similibus rebus,
qduac pretio statuto, vel vulgato carent, tanti res potest
vendi (1), quanti eam aestimat qui vendit () At puella
honesta plurimi potest suam honcstatem acstimare; unde
vides, meretricem, de qua numero praccedente fuit
loeutio, potuisse initio suae prostitutionis plus accipere;
at ubi tanto, vel tanto prctio honestatem suam
destimavit, huic gestimationi debet stare; Secus,
venderet supra acstimationem.*) Mit kühler Stirne, wie
ein Geschäftsmann von seiner Ware, spricht hier der Jesuit
vom Verkaufe und von der Preisschätzung fraulicher und
jungfräulicher Ehre, statt von vorn herein eine jede Preis-
gebung dieses unschätzbaren Gutes mit heiliger Entrüstung
zu verdammen! (Vergl. die ähnl. Stelle bei Filliucius
moral. quacst. tom. II. tract. 31, cap. 9, No. 231.)
Man wird vielleicht sagen, solche schmutzige Speziali-
täten, wie sie besonders Gury mit Vorliebe kultiviert, seien
dem Beichtvater notwendig, um in derlei Fällen zu wissen,
ob und in wie weit er absolvieren müsse! Jesus, dem die
Fesuiten nachzufolgen — vorgeben, war nicht dieser Meinung.
Er sagte zur Sünderin: „Gehe und sündige hinfort nicht
mehr;" Spezialitäten wollte er keine wissen. Diese
)) Es ist bezeichnend, daß diese Stelle von keinem einzigen Kri-
tüer unseres Büchleins berührt worden ist.
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