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dem Werte“ und verschiedenen Leuten anderweitige geheime
Schadloshaltung zu gestatten. Escobar schenkt dem Finder
das Gefundene, wenn der Eigentümer unbekannt ist, und
so geht der heimliche Kommunismus weiter ins Unglaub-
liche! — (Escob. IV, p. 342 fl.)
Das schwerste aller Verbrechen, der Mord, begegnet
bei den genannten Moralisten gleicher Nachsicht wie die
übrigen. Escobar, Navarra und viele Andere erlauben,
ohne überall einig zu sein, die Tötung desjenigen, der uns
schlägt oder auch nur schlagen will, oder eines „falschen“
Zeugen (d. h. eines solchen, der uns schaden kann) oder
des Diebes, der uns bestehlen will, ebenso eines Tyrannen
(d. h. den man dafür hält), und eines Ehrabschneiders nicht
nur, sondern auch dessen, der unsere wirklichen geheimen
Schäden offenbart u. s. w. Endlich ist es auch, nach der
Ansicht Mancher, dem Sohne erlaubt, den Vater zu töten,
wenn dieser — im Banne ist! Während aber die Jesuiten
auf so frivole Weise mit dem Leben anderer umspringen,
verbieten sie teilweise jeden Opfertod. Manche von ihnen
gestatten nämlich nicht, das eigene Leben für das eines
Freundes, noch für dessen Ehre und Vermögen auf's Spiel
zu setzen, und predigen damit den scheußlichsten Egoismus,
der, wenn die Menschen gelehrige Schüler der Jesuiten
würden, absolute und allgemeine Unsicherheit des Lebens
zur Folge haben würde! (Man findet diese Lehren vor-
züglich bei Escobar vol. IV, lib. 32 de praecepto quinto,
pag. 265 fl., 273 fl., sowie bei Navarra, Azor, Bannez,
Lessius, Vasquez, Fagundez, Sa, Sotus, Hurtado, Victoria,
Lorca, Busembaum, Tanner, Filliucius, Molina, Beccanus
u. a.) Einige dieser Jesuiten sind allerdings strenger gegen
die Mörder als andere, und Gury ist von diesen Mord-
lehren seiner älteren Ordensgenossen abgekommen, da sie
denn doch mit der staatlichen Ordnung der Gegenwart un-
vereinbar geworden sind; aber er verkündet immerhin noch