Full text: Die Jesuiten, deren Geschichte, Verfassung, Moral, Politik, Religion und Wissenschaft.

— 72 — 
dem Werte“ und verschiedenen Leuten anderweitige geheime 
Schadloshaltung zu gestatten. Escobar schenkt dem Finder 
das Gefundene, wenn der Eigentümer unbekannt ist, und 
so geht der heimliche Kommunismus weiter ins Unglaub- 
liche! — (Escob. IV, p. 342 fl.) 
Das schwerste aller Verbrechen, der Mord, begegnet 
bei den genannten Moralisten gleicher Nachsicht wie die 
übrigen. Escobar, Navarra und viele Andere erlauben, 
ohne überall einig zu sein, die Tötung desjenigen, der uns 
schlägt oder auch nur schlagen will, oder eines „falschen“ 
Zeugen (d. h. eines solchen, der uns schaden kann) oder 
des Diebes, der uns bestehlen will, ebenso eines Tyrannen 
(d. h. den man dafür hält), und eines Ehrabschneiders nicht 
nur, sondern auch dessen, der unsere wirklichen geheimen 
Schäden offenbart u. s. w. Endlich ist es auch, nach der 
Ansicht Mancher, dem Sohne erlaubt, den Vater zu töten, 
wenn dieser — im Banne ist! Während aber die Jesuiten 
auf so frivole Weise mit dem Leben anderer umspringen, 
verbieten sie teilweise jeden Opfertod. Manche von ihnen 
gestatten nämlich nicht, das eigene Leben für das eines 
Freundes, noch für dessen Ehre und Vermögen auf's Spiel 
zu setzen, und predigen damit den scheußlichsten Egoismus, 
der, wenn die Menschen gelehrige Schüler der Jesuiten 
würden, absolute und allgemeine Unsicherheit des Lebens 
zur Folge haben würde! (Man findet diese Lehren vor- 
züglich bei Escobar vol. IV, lib. 32 de praecepto quinto, 
pag. 265 fl., 273 fl., sowie bei Navarra, Azor, Bannez, 
Lessius, Vasquez, Fagundez, Sa, Sotus, Hurtado, Victoria, 
Lorca, Busembaum, Tanner, Filliucius, Molina, Beccanus 
u. a.) Einige dieser Jesuiten sind allerdings strenger gegen 
die Mörder als andere, und Gury ist von diesen Mord- 
lehren seiner älteren Ordensgenossen abgekommen, da sie 
denn doch mit der staatlichen Ordnung der Gegenwart un- 
vereinbar geworden sind; aber er verkündet immerhin noch
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.