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Jesuiten bereits längst vor der französischen Revolution
veranlaßte, sich auf das Volk zu stützen und dessen Sou—
veränität zu lehren. Der Jesuit Bellarmin sagte mit
Recht, die Art der politischen Macht, ob Monarchie, Aristo-
kratie oder Demokratie, folge notwendig aus der Natur des
Menschen; die politische Macht selbst aber ruhe auf der
gesamten Menge; denn es gebe von Natur keinen Vorzug
der einen Menschen vor den anderen; die Gewalt der
Gesamtheit sei also göttlichen Rechtes. Der Jesuit Mariana
baute hierauf weiter die Ausführung, daß es an dem Volke
sei, die Regierung zu bestellen und die erbliche Monarchie
daher zn verwerfen, weil sie die Persönlichkeit des Herrschers
dem Zufall überlasse. Ein Monarch dürfe demgemäß, wenn
er seine Macht mißbrauche, vom Volke abgesetzt und mit
dem Tode bestraft werden. Man sieht, die englischen
Revolutionäre von 1649 und die französischen von 1793
waren gelehrige Schüler der Jesuiten in politischer Be-
ziehung. Aber es ist den Ordensvätern mit der Verteidigung
der Volkssouveränität keineswegs um das Wohl des Volkes,
sondern nur darum zu thun, die Völker zur Erreichung
ihrer Zwecke gegen die Fürsten zu benutzen, um dann an
der Stelle der Letzteren die Ersteren zu regieren. Wollten
die Templer ein aristokratisches Ordensreich, so wollen die
Jesuiten ein demokratisches unter päpstlicher und katholischer
Firma errichten, dessen wirkliche Regierung aber in ihren
eigenen Händen liegen soll. Und dies ist klug berechnet;
denn noch keine Macht hat die Völker so gut zu bändigen
und zu gängeln, ihre Sinnlichkeit zu wecken und ihre
Verstandesthätigkeit einzuschläfern gewußt, wie die römisch-
katholische Kirche, seitdem sie leider unter jesuitischem Ein-
flusse steht.
Der Jesuitismus unterdrückt, wie Graf Hoensbroech
(S. 38 ff.) zeigt, ja vernichtet bis zu einem gewissen
Grade das berechtigte Nationalgefühl, den berechtigten