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spricht, auch auf Kosten der Wahrheit. Der Jesuit Robert
Bellarmin (geb. 1542 in Toscana, gest. 1621) predigte
in seinem Hauptwerke de controversiis fidei unbedingten
blinden Gehorsam gegen den Papst und stellte in diesem
Sinne die Geschichte vollkommen falsch dar.
Wie Döllinger („Das Papsttum, neu bearbeitet von
J. Friedrich, München 1892) nachweist, haben die Jesuiten
zu allen Zeiten die Fälschungen der Kirchengeschichte ver-
teidigt und diese selbst gefälscht. So behaupteten Suarez,
Gretser, Possevin, Valencia und Turrianus die Echtheit der
in 9. Jahrhundert erfundenen pseudo#-tsidorischen Dekretalen,
einer gefälschten Sammlung päpstlicher Dekrete, welche die
Oberhoheit des Papstes über alle Reiche erweisen sollten.
Der spanische Jesuit Roman de la Higuera fälschte Chroniken
und Reliquien, um die Geltung der päpstlichen Unfehlbarkeit
und der unbefleckten Empfängnis Marias von alters her zu
beweisen. Bellarmin, Delrio und Halloix verteidigten die
Pfeudo-Dionysius-Schriften; Canisius erdichtete Briefe der
Jungfrau Maria u. s. w.
In der Geschichte ihres eigenen Ordens thaten sich
hervor: Petrus Scarga (Italiener, k 1612) mit seiner
Geschichte der Heiligen, Seligen und Martyrer der Gesell-
schaft Jesu, Orlandino und Sachino mit der Geschichte
des Jesuitenordens (1615 Lund 1621 zu Köln gedruck),
Ribadeneira, der Verfasser einer Schrift gegen Machhio-
velli (de bono principe), mit der Aufzählung der berühmten
jesuitischen Schriftsteller, Joh. Tollen arius u. a. mit der
Prachtausgabe „Imago primi seculi socictatis Josu“ u. s.w.
Gegen die Jesuiten schrieben Mitglieder der älteren Mönchs-
orden das Theatrum Jesuiticum (Coimbra 1654), worin
sie die Bedrückungen erzählten, welche sich die Jesuiten gegen
die älteren Orden erlaubten.
Was die übrige Weltgeschichte betrifft, so erseh en wir