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schon aus Baronius und Bellarmin, wie es die Jesuiten
mit der Wahrheit halten. Dazu stimmt auch, daß sich nicht
weniger als neun Jesuiten im siebenzehnten und im Anfange
des achtzehnten Jahrhunderts dazu hergaben, die Echtheit
eines Briefes zu beweisen, welchen nach der Legende die
Jungfrau Maria an die Gemeinde zu Messina geschrieben
habe, dessen Sprache griechisch (1!) ist, und dem zu Ehren
noch jetzt jährlich am 3. Juni ein Fest in Messina gefeiert
und zahlreiche dortige Kinder „Lettera“ getauft werden.
Der größte jesuitische Geschichtschreiber ist der Spanier Juan
de Mariana (geb. 1536 zu Talavera), welcher die spanische
Geschichte in dreißig Büchern, in gewandtem Stile, doch
ohne alle Kritik schrieb (sie erschien zuerst 1601 — 1605 in
Mainz, und beginnt mit Kains Nachkommen Tubal, von
dem die Spanier abgeleitet werden!). Seine schon erwähnte
Abhandlung de rege et regis justitutione wurde auf An-
ordnung des Parlaments von Paris durch den Henker ver-
brannt; weil aber dies die Franzosen gegen die Jesuiten
erbitterte, verleugneten ihn seine Ordensbrüder, und die
Inquisition setzte ihn, 73 Jahre alt, wegen theologischer
Schriften gefangen, brachte diese auf den Index und be-
handelte ihn um so härter, weil man unter seinen Papieren
ein spanisches Werk über „die Gebrechen der Gesellschaft
Jefu“" gefunden hatte. Er starb 1623, im 87st8en Jahre.
Famian Strada (1 1649 in Rom) schrieb die Geschichte
des niederländischen Krieges in spanischem Sinne, welche
Kaspar Schoppe, ein Gegner der Jesuiten, widerlegte.
Ebensowenig Kritik wie die Geschichtforscher bewiesen
die Sprachforscher des Ordens. Franz Turrianus gab ein
arianisches Machwerk des vierten oder fünften Jahrhunderts,
welches den Titel „Apostolische Konstitution des Papstes
Clemens I."“ führt, und welches er für echt hielt, 1563 mit
Gepränge griechisch und lateinisch, die französischen Jesuiten
Sirmond und Fronton in der ersten Hälfte des sieben-