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auch des Mädchenhandels) wird hoffentlich auf geharnischten
Widerstand aller Freunde der Freiheit und Sittlichkeit
stoßen.
6. Oesterreich-Ungarn.
Durch eine Razzia, welche die Polizei in Budapest in
der Nacht vom 11./12. Nov. 1884 vornahm, wurde erhoben,
daß es in elf Bordellen 79 Dirnen gab, von welchen nur
39 Karten von der Polizei hatten. Sie alle wurden mit
den „Bordellmüttern“ verhaftet, aber am Morgen freigelassen.
Sechs Mädchen eines dieser Häuser waren alle unter 15 Jahren!
In einem andern waren 11 Mädchen im Keller und in
einem geheimen Gemach verborgen. In einem dritten befand
sich eine Vollblutnegerin. Zwei Bordellmegären besaßen jede
drei „Anstalten.“
In Wien gab es 1886 nur 1500 eingeschriebene Dirnen,
offenbar ein minimaler Teil der ganzen Bande, deren Glieder
heute (1892) des Abends ungeniert in weißen (I) Kleidern
und mit Sonnenschirmen auf den Trottoirs aller Stadt-
teile herumwandeln und den Vorübergehenden vertraulich
zunicken, bis die Gimpel auf den Leim gehen.
7. England und Indien.
Im britischen Reiche war bis zum Jahre 1864 nichts
unternommen worden, die Prostitution zu organisieren. Da
brachte der erste Sekretär der Admiralität (Marineminister)
Lord Clarence Paget, einen „Akt zur Verhütung der an-
steckenden Krankheiten“ ein, welcher in elf Marine= und
Militärstationen besondere Anordnungen vorschlug, zu dem
Zwecke, die Ausbreitung der syphilitischen Krankheiten im
Heere und in der Flotte zu verhindern. Am 20. Juli