Full text: Die Reichsverfassungsurkunde vom 16. April 1871.

Gesen, betreffend die Verfassung des deutschen Reichs. Art. 5 u. 6. 97 
wurde; cf. Sten. Ber. 1871 S. 530 ff. und 629 ff. Anlagen zu 
den Sten. Ber. S. 186. 
Art. 5.) 
Die Reichsgesetzgebung wird ausgeübt durch den Bundesrath 
und den NReichstag. Die Uebereinstimmung der Mehrheitsbe- 
schlüsse:) beider Versammlungen ist zu einem Reichsgesetze erfor- 
derlich und ausreichend. 
Bei Gesetzesvorschlägen über das Militärwesen, die Kriegsma- 
rine und die im Artikel 35 bezeichneten Abgaben giebt, wenn 
im Bundesrathe eine Meinungsverschiedenheit stattfindet, die 
Stimme des Präsidiums den Ausschlag, wenn sie sich für die 
Aufrechthaltung der bestehenden Einrichtungen?) ausspricht. 
1. Der Art. 5 hat im Vergleiche zu dem correspondirenden Ar- 
tikel 5 der norddeutschen Bundesverfassung durch die Verträge eine Aen- 
derung erfahren, indem das Veko des Bundespräsidiums in Betreff der 
in Art. 35 der Verf. bezeichneten Abgaben eingeschaltet wurde. 
2. Bei Verfassungsänderungen (Art. 78 Abs. I der Verf.) dür- 
fen der Mehrheit nicht 14 Stimmen entgegenstehen; in den Art. 78 
Abs. II der Verf. bezeichneten Fällen ist ein Mehrheitsbeschluß, sofern 
nicht der betheiligte Staat sich unter der Mehrheit befindet, unwirksam. 
3. Das Beto erstreckt sich nicht blos auf die Gesetze, sondern auch 
auf die hinsichtlich der fraglichen Materien bestehenden Verordnungen, 
Reglements und sonstigen Einrichtungen; vergl. hiezu oben in der ersten 
Abtheilung § 4 Ziff. IV 3 S. 27 
III. Bundesrath.) 
Art. 6.5) 
Der Bundesrath?) besteht aus den Vertretern der Mitglieder 
des Bundes, unter welchen die Stimmführung) sich in der 
Weise vertheilt, daß Preußen mit den ehemaligen Stimmen von 
Hannover, Kurhessen, Holstein, Nassau und Frankfurt 17 Stimmen 
führt, Bayrn . .6 
cachlcn..........4,, 
Württcmberg.........4 
Baden 3
	        
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