Full text: Das glücklichste jahrhundert bayerischer Geschichte 1806-1906.

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der privilegierten Stände bildeten und nur mehr 
in Ausschüssen fortlebten. Die Konstitution von 
1808 hatte diese mittelalterlichen Trümmer hin— 
weggeräumt, ohne einen Ersatz dafür aufzustellen. 
Erst nach Montgelas' Sturz, aber am frühesten 
unter allen deutschen Staaten, erhielt Bayern 
(1818) seine Repräsentativverfassung, die den 
Regierten einen Anteil an der Regierung ge- 
währte. Kronprinz Ludwig hatte das Werk 
und seinen Ausbau in freiheitlichem Sinne ge- 
fördert, der Freiherr v. Stein begrüßte es als 
„einen entscheidenden Fortschritt". Hier hatte 
einmal der Süden, wo die Flüsse eilen, aber 
die Menschen sich Zeit lassen, den Norden über- 
holt. Montgelas a. D., dem der König den 
Entwurf der Verfassung zeigte, war gegen ihre 
Einführung, die nur Konfusion stiften werde. 
Er meinte, das Werk sollte durch Provinzialver- 
sammlungen vorbereitet und durch diese zuerst 
einige politische Bildung, die er im Volke gänzlich 
vermißte, vorbereitet werden. In der Tat mußte 
das Volk erst durch die Teilnahme an der poli- 
tischen Arbeit allmählich die Fähigkeit zu ersprieß- 
licher Teilnahme erwerben, und wer die Ver- 
handlungen der ersten Landtage verfolgt, wird 
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