Full text: Das glücklichste jahrhundert bayerischer Geschichte 1806-1906.

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II. 
Mit Ludwig l. bestieg den Thron Bayerns 
eine ganz eigenartige, scharf ausgeprägte Indivi— 
dualität, ein Fürst von so hervorragender Be— 
gabung, wie Bayern seit dem Kurfürsten Maxi— 
milian J. wohl keinen gehabt hatte, und von 
einer Art der Begabung, wie sie unter den 
Wittelsbachern noch nie aufgetreten war: der 
Kern seines Wesens war Schwung, eine stets 
jugendfrische, unbegrenzte Eindrucksfähigkeit, Be- 
geisterung für das Schöne und Große. Kronerbe 
und Träger der Krone, brauchte er nur seinem 
Genius zu folgen und sich auszuleben, um der 
Erzieher seines Volkes und ein Bahnbrecher für 
die bildenden Künste in Deutschland zu werden. 
Eine Vorbedingung seiner großen Leistungen war 
aber auch, daß er eine Eigenschaft besaß, die man 
bei schwungvollen Naturen selten findet: haus- 
hälterischen Sinn und Spartalent. Indem Ludwig 
sein Volk in die Bahnen der Kunstpflege wies, 
hat er schlummernde Kräfte der Volksseele ge- 
weckt, ist er der Begründer der modernen Kunst- 
stadt und hierdurch der Großstadt München ge- 
worden. Ein Cornelius hätte seine Eigenart nie
	        
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