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voll entfalten können, hätte ihm nicht der könig—
liche Mäcenas monumentale Aufgaben gestellt,
und München wäre nicht, was es heute ist, wäre
nicht durch seine Kunstsammlungen und sein frisch
aufblühendes Kunstleben der Fremdenstrom hin—
gelenkt worden. Wie richtig man jetzt bemerkt,
daß München als Kunstmarkt zurückgehen wird,
wenn nicht eine blühende Industrie den Reich—
tum in seiner Bevölkerung mehrt, so richtig ist es,
daß erst in der Kunststadt München allmählich
auch Industrie, Handel und Volkszahl heran—
wuchsen. Gleich Nürnberg, Augsburg, Würzburg
hatte ja München schon seit dem 16. Jahrhundert
und länger eine nicht zu unterschätzende Kunst—
tradition. Aber die napoleonische Periode, auf
lange die letzte, die ihren eigenen, wenn auch
frostigen Kunststil erzeugte, war die ärmste an
Kunstsinn gewesen. Unter Max Joseph ist (1808)
die Akademie der Künste gegründet, ist die Düssel-
dorfer Galerie nach abenteuerlichen Irrfahrten
mit den älteren Münchener Beständen vereinigt
worden. Aber welchen Einblick in den vorherr-
schenden Mangel an Kunstsinn gewährt uns
der damals erfolgte Abbruch des berühmten
Kaisersaales in der Residenz, des Schönsten, was