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rungenschaft? Wer hätte es vor hundert Jahren
für möglich gehalten, daß eine Zeit kommen werde,
da fast auf jeder deutschen Hochschule auch Bayern
lehren und da an dreitausend nichtbayerische, meist
norddeutsche Studierende alljährlich die bayerischen
Hochschulen besuchen! Es ist nicht Mode in
München, den Gelehrten vorzügliche Achtung zu
gewähren, schrieb ein bayerischer Beobachter am
Beginn des 19. Jahrhunderts. JFetzt werden die
großen Gelehrten des Vaterlandes, ein Westen-
rieder, Fraunhofer, Ohm, Schelling, Liebig,
Schmeller, Pettenkofer, gleich den Erfindern Sene-
felder und Gabelsberger und den Dichtern Graf
Platen, Rückert u. a. durch Denkmäler oder Stif-
tungen geehrt, die Münchener Akademie der
Wissenschaften wird von Bayern und Nichtbayern
mit Schenkungen bedacht, aus dem Munde
norddeutscher Gelehrter — wie erst jüngst des
Hamburger Philologen Erwin Rohde — kann
man es oft vernehmen, daß sie nirgend lieber
als in München ihre Wohnstätte aufschlagen
würden. Im Anfang des 19. Jahrhunderts
erfreuten sich Ingolstadt-Landshut, Würzburg,
Erlangen keiner besonderen Achtung unter den
deutschen Hochschulen. Heute haben unsere Landes-
Riezler, Das glücklichste Jahrhundert 3