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neuen Bayern zeichnen, dürfen wir den Grün— 
dungstag des Königreichs sinnbildlich als den 
Tag ihrer Vereinigung herausheben. Und diese 
Vereinigung bedeutet für alle den Anbruch des 
glücklichsten Jahrhunderts ihrer Geschichte. Steigen 
wir an diesem Festtage aufwärts, eine Umschau 
zu halten, die in der Gärung und den Bedräng— 
nissen des Augenblicks ermutigend wirken wird! 
Denn der Fortschritt der Geschichte bewegt sich 
in Wellenlinien. Fast auf jedem Gebiete mensch— 
licher Betätigung folgen auf Perioden des Auf— 
schwungs solche des Stillstands oder Rückgangs. 
Da aber auch das Gesamtbild der Kultur eine 
Wellenlinie aufweist, indem der eine Zweig 
rascher wächst als der andere, einzelne wohl gar 
absterben, entsteht eine ungemein verwickelte Be— 
wegung, so verwirrend, daß der von der Flut 
Getragene irre werden mag, ob sie ihn vorwärts 
oder zurück trägt. 
Vor hundert Jahren, als die Ruine des 
heiligen römischen Reichs fast lautlos in sich zu- 
sammenbrach, erstand ein neues Bayern, neu 
nach seiner Zusammensetzung, neu nach seiner 
inneren Verfassung. Daß seine Geburt den Zu- 
sammensturz des alten Reiches beschleunigte, darf