Full text: Die katholischen Interessen und Die Deutsche Frage in Preußen.

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gehört. Tadeln und mißbilligen müssen wir es daher, 
wenn katholische Organe das Schreckbild dieses Kon- 
fliktes dem katholischen Volke vorstellen, sie machen 
das Volk durch trügerische Darstellung irre an seiner 
Pflicht, sie schwächen die Autorität der rechtmäßigen 
Obrigkeit, sie handeln gegen den Willen und das In- 
teresse der Kirche. 
l 5. 
b. Wie weit das Streben nach Deutscher Einheit ein rechtes ist. 
Wir gehören einem doppelten Vaterlande an, dem engeren, 
Preußen, dem weiteren, der großen Gemeinschaft der deutschen 
Staaten. Früher ein einiges Reich, ist letztere im Laufe der Jahr- 
hunderte zerklüftet und zertheilt worden, so daß von dem Reiche 
zuletzt nur noch der Name und das Recht der Oberherrlichkeit 
übrig blieb, bis in dem Sturme des Weltkrieges Name und Spur 
des Reiches verwehte. Wer an diesem großen Unglück des denut- 
schen Volkes die Schuld trägt? Die Religionsspaltung gewiß eine 
sehr große, obwohl sie nur der Gewitterregen war, der die Keime, 
die längst gelegten, des Zerfalles zeitigte; aber Unrecht wäre es, 
einem beider Religionstheile die ausschließliche oder auch nur 
vorwiegende Schuld beizulegen. Preußen? Wir glauben, daß 
dies eine durchaus ungerechte Beschuldigung ist; brandenburgisch- 
preußische Fahnen haben auf allen Schlachtfeldern geweht, auf 
welchen von dem Ende des dreißigjährigen, bis zum Anfange des 
österreichischen Successionskrieges deutsche Truppen dem Erbfeinde 
gegenüber standen, und mehr als einmal ist das brandenburger 
Schwert am Rheine geschwungen worden, obwohl in das eigene 
Land der nordische Feind den verwustenden Krieg getragen. Aber 
der Krieg um Schlesien war ein gegen Deutschland geführter? 
Nur der Unverstand oder böser Wille kann dies behaupten; 
Schlesien war damals nicht Reichsland, und der Königin von 
Ungarn und Böhmen war der König in Preußen zur Treue nicht
	        
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