Full text: Die katholischen Interessen und Die Deutsche Frage in Preußen.

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sionen in allen deutschen Staaten gleichberechtigt; faktisch, denn 
ein Staat, welcher unter sechszehn Millionen Seelen über sechs 
Millionen Katholiken zählt, ein Staat, von dessen neun Provinzen 
nur vier vorwiegend protestantisch, dagegen drei zu gleichen Thei- 
len beiden Konfessionen angehörig, zwei aber vorwiegend katho- 
lisch sind, ist kein protestantischer, sondern ein paritätischer Staat. 
Preußen ward dies schon seit dem Erwerbe Schlesiens, noch ent- 
schiedener seit der Besitznahme rheinisch-westphälischer und polni- 
scher Gebiete. Wahr ist es, daß die preußische Regierung bisher 
als eine protestantische gehandelt, daß sie gegen Rechts= und That- 
bestand Preußen als ein protestantisches Land beherrscht hat. 
Wahr ist es, daß die Organe, die Schriftsteller der Regierung, 
diese irrige Ansicht nicht so eigentlich verfochten, als wie ein 
Ariom hingestellt haben, die Katholiken als nur geduldete, die 
man ertrage, weil man sie nicht austreiben und nicht protestan- 
tifiren kann, deren Pflicht jedoch es sei, sich dem protestantischen 
Staatsprinzipe anzubequemen, wahr ist es aber auch, daß die 
Durchführung dieses Prinzipes, weil es ein den bestehenden Ver- 
hältnissen widersprechendes, den Staat mehr als einmal in die 
größte Gefahr gebracht. Daraus aber, daß die weltliche Obrig- 
keit sich einem falschen Prinzipe hingegeben, folgt für uns Katho- 
liken, mögen wir den alten oder den neuen Provinzen angehören, 
beider Bewohner sind durch dieselben Eide gebunden, nicht das 
Recht, die irrende Obrigkeit zu stürzen, den Staat zu zerstören, 
sondern nur das Recht und die Pflicht, den Irrthum aufzuklären, 
dessen Konsequenzen abzuwehren, das gleiche Recht der Katholiken 
auf Gerechtigkeit, Schutz und Hülfe des Staates in ihren reli- 
giösen Anliegen in Anspruch zu nehmen, das Recht und die 
Pflicht, auf jede gesetzliche Weise das Recht der Kirche und ihrer 
Bekenner zu verfechten. Dies werden wir aber um so kräftiger 
und wirkungsvoller gerade dann thun, wenn wir unsere Pflichten 
gegen König und Baterland treu ersüllen; je mehr wir dagegen 
diesen Pflichten entgegenhandeln, je mehr wir, weil Katholiken, 
als Feinde, als Gegner der Obrigkeit auftreten, je mehr wir an
	        
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