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so stark, so diszipliniert, der mit seinen 100 Mann an jedem
Tage reichlich die Hälfte der Präsenz dieses Jahres zu stellen
imstande ist. Es ist dies eine gewichtige Tatsache, mit der ge=
rechnet werden muß.
An die liberale Partei möchte ich die Frage richten: Ist es
nützlich, Verfassungsfragen anzuregen und bis in ihre äußersten
Konsequenzen zu verfolgen? Ist es nützlich, den Partikularismus
zu unterstützen? Der ist stark genug, auch ohne Sie! Die
Haltung der Majorität der Kommission, wie sie hier vorliegt,
operiert im Sinne des Partikularismus. Es gibt Regierungen,
welche sich partikulären Bedürfnissen nicht verschließen, die da
sagen: jedes Sonderrecht wollen wir bereitwillig schützen, und
deswegen wollen wir es mit dem Buchstaben der Verfassung
nicht so genau nehmen. Wir sind bereit, für jede Opposition in
dieser Richtung miteinzutreten; das Hemd ist uns näher als der
Rock. Andererseits finden sich auch solche Regierungen, die
durch den Reichstag sich einschüchtern lassen, die vor parlamen=
tarischen Unbequemlichkeiten Furcht haben; diese ist ja bei den
meisten Leuten, die ihr Leben damit zugebracht haben, größer
als bei mir. Ich habe mich nicht überlaufen lassen, weder von
parlamentarischen noch von partikularistischen Bestrebungen. Ich
hoffe, ich werde auch jetzt in meinem Alter, trotz meines körper=
lichen Leidens jedem Versuche des Überlaufenwerdens dauernd
und fest entgegentreten. Der Friede, der feste Friede der Re=
gierungen untereinander, ist der einzige Hort für die Sicherheit
ihrer Verfassungen. Glauben Sie nicht, daß irgend ein Reichstag
fester steht als die Regierungsrechte, als die Bundesratsrechte.
Alles beruht auf der Basis des Vertrages, den die Regierungen
miteinander geschlossen haben, und jeder Zweifel, ob dieser
Vertrag gehalten wird, hat seine Bedenklichkeiten. Ich habe es
mir bisher zur Aufgabe gemacht, die Rechte der Regierungen
sorgfältig zu vertreten; diese beruhen auf der Voraussetzung der
durchgängigen Beobachtung der Verfassung. Wenn ich mich darin
täusche, bin ich nicht abgeneigt, um die Reichsinstitutionen zu
erhalten, eine feste Basis herzustellen und alles auf die Zentrali=