Metadata: Bismarcks Staatsrecht.

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Mit dieser Äußerung stimmt eine Mitteilung der „Post“ überein, 
daß der Ausschuß in der chinesischen Angelegenheit im Juli 1900 
gerade deshalb einberufen wurde, „weil in der chinesischen An= 
gelegenheit wenig authentisches Material vorliegt und eine münd= 
liche Schilderung der Weltlage das leichtere und darum auch 
das zweckmäßigere Verfahren ist.“ 
Auf die Tatsache, daß die Bundesregierungen in der Regel 
durch schriftliche Mitteilungen des Reichskanzlers über die aus= 
wärtige Politik auf dem Laufenden erhalten werden, wies Fürst 
Bismarck schon in der Reichstagssitzung vom 4. Dezember 1874 hin. 
Der Führer der bayerischen Ultramontanen, der Abgeordnete 
Dr. Joerg, war unzufrieden darüber, daß der Bundes= 
ausschuß für auswärtige Angelegenheiten nur einmal zusammen= 
getreten sei. „In der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten,“ 
so führte der Redner aus, „ist in letzter Zeit ein sehr greifbar 
persönliches Regiment eingerissen. Das persönliche Regiment 
hat seine schwachen Seiten, wenn es auch von der genialsten 
Persönlichkeit ausgeht; ja, je genialer sein Träger, desto mehr 
ist er bedenklichen Zufällen, Anfällen und außerordentlichen Ein= 
fällen ausgesetzt; es wäre sehr wünschenswert, wenn der diplo= 
matische Ausschuß in dieser Angelegenheit beruhigend einwirken und, 
sozusagen, die Milch der frommen Denkungsart einträufeln könnte.“ 
In seiner Antwort ging Fürst Bismarck ausführlich auf 
den Bundesratsausschuß ein und erklärte, der Ausschuß 
trete so oft zusammen, wie er von dem bayerischen Gesandten 
berufen werde, oder sonst ein Bedürfnis vorliege. Er fuhr fort: 
„Daß dieses Verhältnis nicht häufig eintritt, dafür sorgt 
das Auswärtige Amt, indem es durch metallographische Abschriften 
der wichtigeren Depeschen und durch Mitteilung der Ergebnisse 
auf dem diplomatischen Gebiete weit über seine dienstlichen Ver= 
pflichtungen hinaus und, soviel ich habe erkennen können, unter 
voller Anerkennung der verbündeten Regierungen, diese auf dem 
Laufenden erhält.“ 
Dem bayerischen Ministerpräsidenten bleibe nichts geheim, 
was im Reichsdienst passiert. Das Auswärtige Amt habe vor
	        
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