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einem Jahre standen. . . . Wenn es sich um Interessen des
Reiches handelt, durch die seine Einheit, seine Fertigkeit, sein
Vorteil wirklich bedingt sind, dann habe ich ja auch gezeigt,
daß die partikularistischen Bedenken unserer Bundesgenossen
mich unter Umständen nicht abhalten bei unserer Abstimmung
das Recht und die Majorität, die wir etwa im Bundesstaate
haben, so weit geltend zu machen, als die Verfassung uns er=
laubt, auch wenn die Grenze zweifelhaft ist, oder von anderer
Seite bestritten wird. In dieser Frage aber einen politisch in
hohem Grade verstimmenden Druck auf die Bundesgenossen aus=
zuüben, dafür hat uns Gott die Macht, die Preußen in Deutsch=
land angewiesen ist, nicht gegeben. . . . Es ist mir als Reichs=
kanzler in keiner Weise gleichgültig, wie die verbündeten
Monarchen, und namentlich die mächtigeren unter ihnen, persön=
lich gestimmt sind, und wem dies gleich ist, der ist ein Theoretiker.
Ich muß mit diesen Stimmungen sehr sorgfältig rechnen; sie
fallen sehr schwer ins Gewicht.“
Mit dem Verfahren, unter den souveränen deutschen Fürsten=
familien die Einsicht zu verbreiten, daß in kluger Eintracht
untereinander, bei redlichem Wirken im Rahmen der Reichs=
verfassung, auch das dynastische Heil der deutschen Fürsten und
die beste Sicherung ihrer Zukunft liege, hat Fürst Bismarck
vortreffliche Erfolge erzielt. In der großen Zahl geschickter Maß=
nahmen im Interesse des Reiches wird immer eine ausgezeichnete
Stelle die Art und Weise einnehmen, wie der Fürst nach dem
tragischen Tode des Königs von Bayern mit dem Prinz=
Regenten ein enges Vertrauensverhältnis anknüpfte, das dann
sein persönliches Erscheinen in München befestigte und der Be=
such unseres jetzt regierenden Kaiserlichen Herrn besiegelte.