Full text: Bismarcks Staatsrecht.

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geschehen kann, und ich glaube, daß es nicht mehr schwer sein 
wird, wenn wir zu dem erstrebenswerten Zustande gelangt sind, 
den die Engländer längst in der Praxis haben, daß die Budget= 
beratung nur noch 48 Stunden dauert.“ 
Die verschiedenen im Abgeordnetenhause gemachten Vor= 
schläge wurden sämtlich mit sehr großer Mehrheit abgelehnt, und 
die Beratung hatte kein anderes Ergebnis als das, den Beweis 
zu liefern, wie völlig unklar und unreif noch alle jene Pläne 
für die zukünftige Entwickelung unserer parlamentarischen Zu= 
stände waren. 
Es wird, wie Graf Bismarck andeutete, erst die Fort= 
entwickelung unserer Zustände dahin führen können, jenen Zu= 
kunftsplänen eine festere Grundlage und dann sicher auch eine 
naturgemäße Gestaltung zu geben: wenn die Zeit der Reife 
gekommen ist, wird die notwendige Entwickelung und Ver= 
schmelzung einfacher und ungezwungener, aber in vieler Beziehung 
gewiß ganz anders vorsichgehen, als es von den verschiedenen 
Parteistandpunkten erstrebt und verlangt wird. 
Im Jahre 1882 gab es über das preußische Wahlgesetz eine 
lebhafte Agitation, die von Bismarck in der amtlichen „Pro= 
vinzial=Correspondenz“⁷⁴) folgendermaßen kritisiert wurde: 
„Bei der diesmaligen Erneuerung des Abgeordnetenhauses 
ist lebhafter als bei irgend einer früheren Wahl in der Tages= 
presse das für Preußen geltende Wahlsystem verurteilt worden. 
Man konnte es sich leicht machen mit der Verurteilung, da 
man sich auf einige Äußerungen des Reichskanzlers berufen 
durfte, welche ungünstig für das preußische Wahlsystem lauten. 
Ebenso leicht, wie die Gründung der Verwerfung, glaubte man 
den Ersatz für das preußische Wahlsystem bei der Hand zu 
haben: man empfahl ohne weiteres die Annahme des Reichs= 
wahlsystems. 
Die Staatsregierung hat dieser Frage zwar immerfort 
volle Aufmerksamkeit geschenkt, aber eine Anregung zu abändern= 
⁷⁴) efr. „Provinz.=Correspondenz“ vom 25. Oktober 1882.
	        
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