Full text: Bismarcks Staatsrecht.

260 
  
gekommen, von der ich hoffe, daß sie Ihnen nicht ohne Interesse 
war, und die dazu beitragen möge, daß, wenn Sie nach Hause 
kommen, Sie dafür wirken werden, daß die Beteiligung an der 
Reichspolitik auch in der Diaspora der Landtage lebhafter 
werden wird. 
Es ist ein Irrtum, wenn Staatsrechtlehrer behaupten, die 
Landtage seien dazu nicht berechtigt. Sie sind immer befugt, 
das Auftreten ihrer Minister in bezug auf die Reichspolitik vor ihr 
Forum zu ziehen und ihre Wünsche den Ministern kund zu tun. 
Ich halte es für eine ungeschickte Tendenz, einen Mangel 
an Verständnis des deutsch=nationalen Lebens, wenn viele un= 
serer Staatsrechtslehrer — Theoretiker, keine Praktiker, — es für 
einen Gewinn erklären, wenn die Zahl der Kleinstaaten sich ver= 
ringere, und ich bin bemüht, diesem zu widersprechen, wo ich 
kann. Gerade die Zahl der Stimmen im Bundesrate sollte nicht 
verringert werden. Würde sie das, so kämen wir wieder in die 
Gefahr, welche ich von Anfang an zu bekämpfen gehabt habe, 
nämlich die, an Stelle des deutsch=nationalen Reiches ein Groß= 
preußen zu bekommen. Es gibt viele, die gern deutsche Reichs= 
angehörige sein wollen, aber nicht Preußen, und ich habe immer 
gefürchtet, daß sich das Reich nach der großpreußischen Seite hin 
entwickeln würde. 
Die Bundesstaaten, die nur je eine Stimme im Bundes= 
rate führen, sind 17, und wenn ich die Hansestädte, die im Ver= 
gleich zu den anderen eigenartig sind, abziehe, so sind es 14. 
Und 14 Stimmen im Bundesrate sind eine gewichtige Stimmen= 
zahl, wenn sie sich zusammenhalten. 14 Stimmen zu den 
preußischen geben Preußen immer die Majorität; die übrigen 
nach Abzug der preußischen betragen 24. Der Bundesrat ist 
also gewissermaßen in drei Kategorien geteilt, erstens in die 
kleinen Staaten mit je 1 Stimme, Preußen mit 17 Stimmen 
und die Mittelstaaten mit 24 Stimmen. Welches Gewicht liegt 
also in den kleinen Staaten, und ich wundere mich, daß sich in 
ihnen allen kein Politiker fand, der sich dasselbe zu Nutzen ge= 
macht hätte.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.