Full text: Bismarcks Staatsrecht.

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Ich wiederhole, daß ich nicht auf das Reden im Bundes= 
rate selbst, sondern auf das Recht der Bundesratsmitglieder, im 
Reichstage jederzeit das Wort zu erhalten, das Hauptgewicht 
lege. Ich meinerseits bin zu alt, zu matt, um ins Gefecht zu 
gehen. Nehmen Sie aber an, daß das nicht der Fall wäre, daß 
ich als Bundesratsgesandter eines deutschen Fürsten, sei es des 
Ihrigen, in Berlin wäre und ich spräche meine Überzeugung 
auch dann im Bundesrat und Reichstage aus, wenn sie nicht 
im Einklange mit der Majorität des Bundesrats stände. Würde 
das nicht einen Eindruck machen, weil es von einer Persönlich= 
keit ausginge, die bekannt und deren Vorleben bekannt ist? 
Solche Persönlichkeiten sind aber doch nicht ausgestorben, und 
es wäre auf diesem Wege auch für die Regierungen der kleineren 
Staaten die Möglichkeit gegeben, den gravaminibus öffentlichen   Ausdruck   zu   geben,   welche   amtlich   keine   Berücksichtigung   gefunden 
haben. 
Die Ergebnisse all dieser Betrachtungen resümiere ich dahin: 
Gott erhalte uns die Reichsverfassung, wie sie besteht, und Gott 
erhalte uns die Zahl der Bundesregierungen, die den Bundesrat 
bilden, damit dieser dem Reichstage als vollständig ebenbürtiger 
und gleichberechtigter Koeffizient unserer Gesetzgebung stets zur 
Seite steht. 
Dazu ist notwendig, daß Gott auch das Haus Ihres Fürsten 
erhalte, und ich bitte Sie, mit mir dem Wunsche Ausdruck zu 
geben, daß Er Sr. Durchlaucht, dem Fürsten Woldemar, ein 
langes und gesundes Leben verleihen möge.“ 
Im Februar 1896 beschäftigte sich die zweite badische Kammer 
mit dem Antrage Muser und Genossen, welcher die Mitteilung 
der Instruktionen der Bundestagsbevollmächtigten an die Stände 
als gesetzliche Verpflichtung der badischen Regierung beanspruchte. 
Die Regierung erkannte ihre Verantwortlichkeit für die den 
Bundesratsbevollmächtigten erteilten Instruktionen an und sprach 
ebenso ihre Bereitwilligkeit aus, dem Landtag von Fall zu Fall 
Mitteilungen über ihre Stellungnahme im Bundesrat zu machen. 
Sie lehnte dagegen die Annahme des Antrags Muser ab.
	        
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