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posteinrichtungen einerseits und denjenigen von Württemberg und
Bayern andererseits. Diese postalischen Anomalien, die besonders
darin zum Ausdruck gelangen, daß die Korrespondenzkarten und
Freimarken nur je für das Ausgabegebiet gültig sind, haben für
die Reisenden und den Handelsstand viele unnütze Ausgaben
und große Verdrießlichkeiten zur Folge, da die Briefe, welche mit
unrichtigen, wenn auch in anderen deutschen Staaten gültigen
Postmarken frankiert sind, mit Strafporto belegt, die Korre=
spondenzkarten anderer deutscher Postgebiete aber gar nicht ab=
geschickt werden. Besonders drückend sind diese Übelstände da,
wo auf langen Strecken, wie zwischen Württemberg und Bayern,
die Grenzen hinüber und herüber greifen. Dem Handels= und
Gewerbestande, der vielfach die Freimarken der verschiedenen
Postgebiete des Deutschen Reiches zur Ausgleichung kleinerer
Schuldbeträge erhält, erwachsen daraus gleichfalls vielfache Ver=
luste. An den Hohen Bundesrat richten wir deshalb die ge=
horsamste Bitte: eine Beseitigung dieser den Verkehr erschweren=
den postalischen Verschiedenheiten im Deutschen Reiche hoch=
geneigtest bewirken zu wollen.“
Daraufhin fanden Ausschußberatungen des Bundesrates
über die Postmarkenfrage statt; ihr Ausgang war ein ergebnis=
loser; die Herren Vertreter der Königlich Bayerischen und der
Königlich Württembergischen Regierung berichteten darüber selbst
wie an ihre Regierungen auch an den Reichskanzler.
Reichskanzler Fürst Bismarck richtete unterm 24. Fe=
bruar 1883 einen Erlaß an den Staatssekretär des Reichspost=
amts, in dem es u. a. hieß:
„Soweit diese Frage auf den Verkehr mit Postkarten sich
bezieht, erblicken die beiden süddeutschen Regierungen einen den
praktischen Bedürfnissen zunächst genügenden Ausweg darin, daß
die zur Versendung in ein anderes Postgebiet bestimmten, aber
mit einer unzulässigen Marke frankierten Postkarten nicht wie
bisher, von der Beförderung ausgeschlossen, sondern ebenfalls,
aber mit einem Zuschlagporto, befördert werden. Es will mir
nicht einleuchten, daß hiergegen Bedenken aus den Verein=