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„Diese Schlußworte, sowie die warme Teilnahme, welche dem
Volkswirtschaftsrat bis zum Ende seiner Verhandlungen gewidmet
worden ist, bezeugen, daß die Staatsregierung durch den uner=
warteten Ausgang der Beratung über die Tabakmonopolvorlage
sich nicht verleiten läßt, den Wert dieser Körperschaft geringer
anzuschlagen. Daß dieselbe nur aus rein praktischen Gesichts=
punkten, nicht nach den Forderungen des politischen Parteiwesens
oder einer bloßen Lehrmeinung, also frei und unbeirrt von fremden
Zielen, nur nach ihrer Überzeugung von dem Wohl und den Be=
dürfnissen des Volkes ihre Anschauungen darlegt, das eben gibt
ihren Beschlüssen, selbst insoweit sie nicht unbedingt zustimmend
sind, ein Gewicht, dem sich auch die Regierung nicht entziehen
mag. Dieselbe wird daher auch bei der ferneren Bearbeitung
des Monopolentwurfs den im Volkswirtschaftsrat geäußerten An=
schauungen die gebührende Berücksichtigung zuteil werden lassen.“ —
Der preußische Volkswirtschaftsrat wurde, abgesehen von
seiner ersten Berufung, noch 1884 einberufen, und zwar zur Be=
gutachtung einer Novelle der Gewerbeordnung und zur Begut=
achtung des Unfallversicherungsgesetzes und 1887 zur Begut=
achtung des Alters= und Invalidengesetzes. Nachdem sein großer
Schöpfer aus dem Staatsdienst ausschied, ist er bis heute nicht
wieder einberufen worden. Daß die verbündeten Regierungen
aber an dem Bismarckschen Grundsatz festhalten, bevor sie in
wirtschaftlichen Fragen Gesetzesvorschläge machen, zunächst Sach=
verständige aus den interessierten Kreisen zu hören: erweist die
Berufung des „Wirtschaftlichen Ausschusses“ zur Prüfung eines
vorzulegenden neuen Zolltarifs und die Berufung besonderer
Sachverständigen zur Erörterung der Kartelle und Syndikate.
In seinen „Gedanken und Erinnerungen“ erwähnt Fürst
Bismarck des Volkswirtschaftsrates gelegentlich einer eingehenden
Betrachtung über den Staatsrat. ¹⁴⁷) Es heißt dort u. a.: „. . . Ich
kann nur bedauern, daß die Mitwirkung weiterer Kreise zur
Vorbereitung der Gesetze, wie sie im Staatsrat und Volks=
¹⁴⁷) efr. Gedanken und Erinnerungen II, pag. 274.