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Der Herr Vorredner hat nun ferner an Reden erinnert, die
ich vor 23 Jahren, im Jahre 1849, gehalten habe. Ich könnte
diese Bezugnahme einfach mit der Bemerkung abfertigen, daß ich
in 23 Jahren, namentlich, wenn es die besten Mannesjahre sind,
etwas zuzulernen pflege, und daß ich überhaupt, ich wenigstens,
nicht unfehlbar bin.
Aber ich will weiter gehen. Was in jenen meinen Äuße=
rungen an lebendigem Bekenntnis, an Bekenntnis zu dem leben=
digen, christlichen Glauben liegt, dazu bekenne ich mich noch heute
ganz offen und scheue dieses Bekenntnis weder vor der Öffent=
lichkeit, noch in meinem Hause an irgend einem Tage; aber ge=
rade dieser mein lebendiger, evangelischer, christlicher Glaube legt
mir die Verpflichtung auf, für das Land, wo ich geboren bin
und zu dessen Dienst mich Gott geschaffen hat, und wo ein hohes
Amt mir übertragen worden ist, dieses Amt nach allen Seiten
hin zu wahren; und wenn die Fundamente des Staates von
den Barrikaden und der republikanischen Seite angegriffen werden,
so habe ich es für meine Pflicht gehalten, auf der Bresche zu
stehen, und werden sie von Seiten angegriffen, die eher berufen
waren und noch immer sind, die Fundamente des Staates zu
befestigen und nicht zu erschüttern, so werden Sie mich auch da
zu jeder Zeit auf der Bresche finden. Das gebietet mir das
Christentum und mein Glaubel!“
Bei der Schlußberatung am 13. Februar sagte Fürst Bis=
marck noch:
— — „Wir sind nun zu einem Abschluß durch Abstimmung
gelangt, und wir werden auf diesem Boden festhalten und dabei
beharren. Der Herr Vorredner (Lasker) hat gesagt, es sei ihm
und den Seinigen undenkbar gewesen, daß in einer Frage von
dieser prinzipiellen und von uns für die Sicherheit des Staates
für wichtig erklärten Frage, in einer Frage von der Bedeutung,
die bisherige konservative Partei der Regierung offen den Krieg
erklärt hat. Ich will mir diesen letzten Ausdruck nicht aneignen,
aber ich darf das wohl bestätigen, daß es mir auch unklar ge=
wesen ist, daß diese Partei die Regierung in einer Frage im