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worden. Jedem, der mit uns in Frankreich gewesen ist, ist
bekannt, daß unsere sonst naturgemäß guten Verhältnisse zu
Italien während des ganzen Krieges, ich will nicht sagen einer
Trübung, aber doch einer Verstimmung unterlagen. Es war
eine glücklicherweise jetzt überwundene Verstimmung zwischen der
italienischen und deutschen Politik vorhanden. Es war also sehr
weit entfernt, daß eine Vorliebe für Italien von Einfluß auf
unsere damalige Politik gewesen wäre.
Aber als wir uns noch in Versailles befanden, überraschte
es mich einigermaßen, daß an katholische Mitglieder parlamen=
tarischer Körperschaften die Aufforderung erging, sich darüber zu
erklären, ob sie einer konfessionellen Fraktion, wie wir sie heutzu=
tage als die Zentrumspartei kennen, beizutreten entschlossen
seien, und ob sie sich dazu verstehen wollten, in der Reichspolitik
dafür zu stimmen und darauf zu dringen, daß diese Paragraphen,
um die es sich heute handelt, in die Reichsverfassung übertragen
würden. Mich erschreckte dies Programm damals noch nicht so
sehr, — in dem Maße friedliebend war ich — ich wußte, von
wem es ausging; teils von einem hochgestellten Kirchenfürsten,
der ja die Aufgabe hat, für die päpstliche Politik zu tun, was
er kann, und der eben dafür seine Aufgabe erfüllte, und teils
von einem hervorragenden Mitgliede der Zentrumspartei, dem
früheren preußischen Bundestagsgesandten v. Savigny, wurde
diese Bewegung vorzugsweise eingeleitet. Von letzterem glaubte
ich nicht, daß er seinen Einfluß in regierungsfeindlicher Richtung
geltend machen werde. Ich habe mich darin vollständig getäuscht.
Ich führe nur die Gründe an, warum ich damals dieser Sache
nicht die Bedeutung beilegte, daß ich nicht nach Deutschland
zurückgekommen wäre, ohne überzeugt zu sein, daß es sich mit
dieser Partei und ihren Bestrebungen nicht auch leben ließe. Als
ich jedoch hier war, sah ich erst, wic stark die Organisation dieser
Partei der gegen den Staat kämpfenden Kirche geworden war.
Ich sah die Fortschritte, welche die Tätigkeit der katholischen Ab=
teilung im Kultusministerium in der Bekämpfung der deutschen
Sprache in polnischen Landesgebieten gemacht hatte. Es tauchte