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Am Schluß des Jahres 1873 sah sich jedoch der Fürst ver=
anlaßt, das abgegebene Präsidium im preußischen Staatsmini=
sterium wieder zu übernehmen.
Wir lassen hier die Allerhöchste Ordre Kaiser Wilhelm I. an
den Fürsten und das Allerhöchste Schreiben an Bismarck folgen,
welche beide auf den damaligen Versuch einer Trennung des
Reichskanzlerpostens vom Präsidium des preußischen Staats=
ministeriums bezughaben.
Allerhöchste Ordre Sr. Majestät des Kaisers und Königs
an den Präsidenten des Staats=Ministeriums
Fürsten von Bismarck.
Auf Ihren Antrag in dem Berichte vom 20. d. Mts. will
Ich Sie von dem Präsidium Meines Staats=Ministeriums
hierdurch entbinden. Sie behalten den Vortrag bei Mir in den
Angelegenheiten des Reichs und der auswärtigen Politik und
sind, im Falle Ihrer Behinderung an der persönlichen Teilnahme
an einer Sitzung des Staats=Ministeriums, befugt, Ihr Votum
in den die Interessen des Reichs berührenden Angelegenheiten
unter Ihrer Verantwortlichkeit durch den Präsidenten des Reichs=
kanzler=Amts, Staats=Minister Delbrück, abgeben zu lassen.
Der Vorsitz im Staats=Ministerium geht an den ältesten Staats=
Minister über. Das Staats=Ministerium habe Ich hiervon in
Kenntniß gesetzt.
Berlin, den 21. Dezember 1872.
(gez.) Wilhelm.
(ggez.) Fürst von Bismarck.
Schreiben des Kaisers an den Fürsten Bismarck
vom 1. Januar 1873.
Sie wissen, mit wie schwerem Herzen Ich Ihren Wunsch
erfüllt habe, indem Ich Sie von dem Vorsitz Meines Staats=
Ministeriums entband. Aber Ich weiß, welche geistige und