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Vorsitz im Staatsministerium und damit die laufenden geschäft=
lichen Aufgaben des Präsidiums übernimmt.
Es soll eben nicht an die Stelle des Ministeriums Bismarck
ein Ministerium unter anderem Haupt und Namen treten, sondern
in dem alten Ministerium, welchem für seine höchsten Aufgaben,
zumal in Allem, was mit der Politik des Deutschen Reiches
im Zusammenhange steht, der leitende Einfluß des Reichskanzlers
erhalten bleibt, ist nur die Sorge und Verantwortung für die
regelmäßige geschäftliche Leitung dem ältesten Mitgliede über=
tragen.
Dem Fürsten Bismarck aber ist es vorbehalten, an der Be=
handlung derjenigen inneren Angelegenheiten, auf welche er aus
höheren und allgemeineren Gesichtspunkten ein besonderes Gewicht
legt, in seiner Eigenschaft als preußischer Minister auch in Zu=
kunft persönlich Teil zu nehmen; — an den sonstigen Sitzungen
des Staats=Ministeriums aber sich durch den Staatsminister und
Präsidenten des Reichskanzleramtes Delbrück vertreten zu lassen.
Das ist die Bedeutung der jüngsten Veränderung
im preußischen Ministerium.
Man wird daraus erkennen, daß es sich nicht im
mindesten um eine Lockerung der Beziehungen zwischen
der preußischen Regierung und der Regierung des
Deutschen Reiches handelt, auch nicht um eine Los=
sagung des Fürsten Bismarck von dem Einflusse auf
die innere preußische Entwickelung überhaupt, sondern
nur um die Befreiung desselben von der speziellen
Mitverantwortlichkeit für die Gesamtheit der inneren
Verwaltung, behufs freierer Erfüllung seines großen
Berufs für die höchsten Aufgaben Preußens und Deutsch=
lands.“
Am 10. März 1877 kam Bismarck im Reichstage auf den
Versuch von 1873 zu sprechen, den er als verunglückt und zwar
notwendigerweise verunglückt, schildert. Bismarck sagte dabei:
„Ganz gewiß ist nach meiner Überzeugung, daß ich den Haupt=
einfluß, den es mir vergönnt ist, zu üben, bisher nicht in der