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lichen mittleren Schulen sind das Gesetz betreffend das Ruhegehalt der Lehrer und
Lehrerinnen und die Fürsorge für ihre Hinterbliebenen v. 11. Juni 18941 und das
Gesetz betreffend den Anschluß der Lehrer usw. an die Alterszulagekasse der Volksschul-
lehrer v. 25. Aug. 19092 maßgebend. Die Aufhebung des Schulgeldes wurde durch
das Gesetz betreffend die Erleichterung der Volksschullasten v. 14. Juni 1888 ((nebst
Ergänzungsgesetzen v. 31. März 1889 und v. 3. März 1897) in die Wege geleitet.
Weitere, die Volksschullasten betreffende Gesetze waren bereits am 21. Juli 1846“"
(betreffend den Bau und die Unterhaltung der Schul= und Küsterhäuser) und am 26. Mai
18875 (betreffend die Feststellung von Anforderungen für Volksschulen) erlassen worden.
Heute bildet die abschließende Kodifikation dieser Materie das Gesetz betreffend die Unter-
haltung der öffentlichen Volksschulen (V. U. G.) v. 28. Juli 1906." Die Aus-
führungsanweisungen zu diesem Gesetz erließ der Unterrichtsminister am 25. Febr.
1907, 2. Juli 1907, 6. Nov. 1907, 14. März 1908. Anstellung und Dienstverhält-
nis der Lehrer und Lehrerinnen in den Provinzen Westpreußen und Posen bestimmen
sich nach dem Gesetz v. 15. Juli 1886.7 Endlich erging am 7. Aug. 1911 das
Gesetz über die Beschulung blinder und taubstummer Kinder. ·
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III. Aufsicht über Volksschule und Mittelschule.“
I. Die oberste Aufsichtsbehörde für die niederen Schulen ist, wie für alle
Unterrichtsanstalten, das Ministerium der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten, dessen
Abteilung II B die Angelegenheiten des niederen Schulwesens einschließlich der Seminare,
des Unterrichts der Taubstummen, Blinden und Idioten, des Mädchenschulwesens und
des Turnunterrichts bearbeitet 10; nur in betreff des evangelischen Religionsunterrichts
steht in den bis zum Jahre 1866 den preußischen Staat bildenden Provinzen die Aus-
übung der Oberaufsicht dem evangelischen Oberkirchenrat zu. In den Provinzen stehen
die Volks= und Mittelschulen unter der Aufsicht und Verwaltung der Regierungen; den
Provinzialschulkollegien gebührt nur die obere Leitung in wissenschaftlicher Hinsicht und
bezüglich der inneren Verfassung, sowie die Sorge für die Ausbildung der Elementar-
lehrer. 11 Dagegen gehört im übrigen die Aufsicht über die niederen Schulen, die Ver-
waltung ihrer inneren Angelegenheiten sowie die Aufsicht über die Verwaltung des Schul-
vermögens zum Geschäftsbereich der Regierungen.5½
II. Die unmittelbare Aufsicht über die Volksschule führen die hierzu besonders
berufenen Behörden. Diese sind teils staatlich, teils kommunal; doch handeln auch letztere
in diesem Falle kraft staatlichen Auftrages, weil die Aufssicht über alle Unterrichtsanstalten
staatliche Funktion ist (Schulaufsichtsges. v. 11. März 1872, §. 1).13
1° Der Veröffentlichung der Min. Erl. in Schul-
angelegenheiten dient das seit 1859 erscheinende-
„Zentralblatt für die gesamte Unterrichtsverwal-
tung“ (3Z. U. V.).
11 Instr. v. 23. Okt. 1817 (G. S. 1817,
S. 237).
G. S. 1894, S. 109.
G. S. 1909, S. 738.
G. S. 1888, S. 240.
4 G. S. 1846, S. 392.
5 G. S. 1887, S. 175.
6 G. S. 1906, S. 335. Kommentare von
1
2
3
v. Bremen (1908), Schiffer? (1908), Belian
(1906), Lezius? (1908), v. Rohrscheidt 9/(1908),
Antoni (1908), Werther (1908), Glatt-
felter (1908), Klotzsch? in Brauchitsch, Bd. VII
(1910), Sackel (1910).
* G. S. 1886, S. 185.
s G. S. 1911, S. 168.
°" v. Bremen, Das Schulunterhaltungsgesetz,
1908, S. 115 ff., bes. 137 ff; ders., Die preuß.
Volksschule, S. 163 ff.; Hildebrandt-Quehl
#. a. O., S. 1 ff.; Anschütz, Verf. Urk., 1, S.409ff.;
Wenha, Preuß. Staatsrecht 2, Bd. III, S.
12 Bezüglich der Mittelschulen hat der Min. Erl.
v. 15.Okt. 1872 (M. Bl. d. i. Verw. 1872, S. 279,
Z. U. V. 1872, S. 598) dies wiederholt aus-
drücklich bestimmt.
18 Über das bisher im landrechtlichen Gebiete
Preußens geltende Recht vgl. v. Bremen, Schul-
unterhaltungsgesetz, S. 123 ff.; v. Rönne in der
4. Aufl., Bd. IV, S. 684 ff.
Was die im Jahre 1866 mit dem preuß. Staate-
vereinigten Landesteile betrifft, so bestimmte:
1) für das vormalige Königreich Hannover
§. 1 des Ges. v. 26. Mai 1845 betreffend das
christliche Volksschulwesen (G. S. für Hannover