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werden soll?" Endlich, um 5 Uhr, traf er auf dem Schlachtfelde ein. Napoleon
erkannte die Gefahr. Jetzt, von zwei Seiten angegriffen, führte er seine beste Truppe,
die alte Garde, ins Gefecht. Aber sie konnte ihn nicht mehr retten. Die französische
Armee wurde fast vernichtet; der Rest stürzte in wilder Flucht davon.
Bei der Verfolgung wäre Napoleon in Genappe beinahe gefangen genommen worden.
Dort wollte er die Nacht in seinem Wagen verbringen. Plötzlich ertönte der Ruf: „Die Preußen!
die Preußen!“ Schnell sprang er aus dem Wagen und entfloh. Sein Wagen samt Hut und
Degen fiel in Blüchers Hände. · «
14. Friede. Etwa drei Wochen später zog Blücher mit seiner Armee in Paris
ein. Napoleon mußte nun dem Throne entsagen. Anfangs hatte er die Absicht,
nach Amerika zu entfliehen, suchte aber dann bei den Engländern Schutz. Diese
brachten ihn jedoch nach der öden Felseninsel St. Heleng, wohin ihn die Verbündeten
verbannt hatten. Dort starb er 1821.
8. Der Mliener KongreBß.
1. Neuordnung der europäischen Staaten. Bald nach Beendigung des gewal-
tigen Krieges 1814 versammelten sich die verbündeten Fürsten in Wien, um den
Länderbesitz der einzelnen Staaten festzustellen. Nach langem Streite
kam endlich eine Einigung zustande. Preußen erhielt alle Länder zurück, die es
vor dem Tilsiter Frieden besessen hatte, dazu die größere Hälfte des Königreichs
Sachsen und das Großherzogtum Posen. Am Rhein wurden ihm die Gebiete
zugesprochen, die jetzt die Rheinprovinz bilden.
2. Der Deutsche Bund. Das deutsche Kaisertum konnte nicht wieder hergestellt
werden. Die beiden Großmächte Osterreich und Preußen und noch 37 Staaten
vereinigten sich zum Deutschen Bunde. Die gemeinsamen Angelegenheiten
desselben verwaltete der Bundestag zu Frankfurt am Main, der aus Vertretern
der Regierungen bestand. Österreich führte den Vorsitz. Über die erhoffte Volks-
vertretung wurde bestimmt: „In allen Bundesstaaten wird eine landständische Ver-
fassung stattfinden.“ Die Vaterlandsfreunde mußten also weiter warten und hoffen
auf ein einheitliches Deutsches Reich und auf Mitwirkung des Volkes bei der Ge-
setzgebung.
9. Sachlen nach dem Befreiungskriege.
1. Friedrich August der Gerechte. Nach dem Wiener Kongreß kehrte König
Friedrich August J. in sein über die Hälfte kleiner gewordenes Königreich zurück.
Mit herzlicher Verehrung wurde der vielgeprüfte Monarch von seinem Volke auf-
genommen. Es galt nun vor allem, die Schäden des Krieges wieder gut zu machen;
denn Sachsen war wieder einmal gänzlich verarmt, Handel und Gewerbe lagen
darnieder. Das gelang dem König in den letzten zwölf Jahren seiner Regierung
vollkommen. Nach 60jähriger Regierung starb er 1827. Das dankbare Volk gab
ihm den Beinamen „der Gerechte“. Ihm folgte sein Bruder Anton der Gütige
(1827—1836). Er war bereits 72 Jahre alt, als er den Thron bestieg.
2. Die Verfassung. Unter Anton erhielt Sachsen eine Verfassung oder Kon-
stitution. Den Anlaß dazu gab die Pariser Julirevolution (1830), deren Wirkungen
auch in Sachsen zu spüren waren. Immer noch hatte in Sachsen der Adel alle Rechte
und zahlte keine Steuern, immer noch waren hier die Bauern erbuntertänig. Jetzt
brachen Aufstände aus. Der König beruhigte das erregte Volk, indem er neue