Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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später das Laud zwischen Schwarzwald und Wasgenwald. Die Franken (die Freien) 
saßen am Mittel- und Unterrhein. Den Sachsen, die ihren Namen von ihrem 
kurzen Schwert „Sachs" erhalten haben, gehörte das Gebiet zwischen Niederrhein 
und Elbe. Die Goten hatten ihren Sitz an der unteren Dongu= Sie waren die ersten 
Deutschen, die das Christentum annahmen. Ihr Bischof Wulfila übersetzte die Bibel 
ins Gotische. Einige Teile sind uns als ältestes Denkmal deutscher Sprache er- 
halten. 
III. Die Völkerwanderung. 
1. Hlarich. 
1. Ursache und Beginn der Völkerwanderung. Der befestigte römische Grenz- 
wall hinderte die Germanen, sich keiter nach Westen und Süden auszubreiten. 
Die Westgermanen wurden seßhaft und bauten mehr als bisher den Acker. Da sich 
die Völker stark vermehrten, reichte der vorhandene Boden zur Viehzucht und dem 
rohbetriebenen Ackerbau nicht mehr aus. Die Landnot trieb die Germanen, sich 
neue Wohnsitze zu suchen. Dazu kam noch, daß sie von ihren slatvischen Nachbarn 
im Osten gedrängt wurden. Diese „Völkerwanderung“ begann am Ende des zweiten 
Jahrhunderts und richtete ihren Ansturm gegen das römische Reich. 
Durch den Einfall der Hunnen in Europa kamen die Völker in eine raschere Be- 
wegung. Die Hunnen unterwarfen zunächst die Alanen (zwischen Wolga und 
Don), die dann mit jenen über den Don gegen die Goten zogen. Diese waren durch 
den Dniestr in Ost= und Westgoten geschieden. Nachdem bald darauf die Ostgoten 
überwältigt worden waren, warfen sich alle drei Völker auf die Westgoten und ver- 
drängten auch diese aus ihren Wohnsitzen. 
2. Die Westgoten im Kampfe mit den Römern. Die Westgoten gingen nun 
über die Donau und erhielten südlich von diesem Flusse im römischen Reiche (im 
jetzigen Serbien und Bulgarien) Wohnsitze. Da sie aber von den habgierigen Statt- 
haltern nicht wie freie Männer, sondern wie Knechte behandelt wurden, griffen sie 
zu den Waffen und durchzogen raubend und plündernd das Land. Als ihnen Kaiser 
Valens entgegenrückte, schlugen sie ihn in der Schlacht bei Adrianopel und ver- 
brannten ihn auf der Flucht in einer Bauernhütte. Sein Nachfolger aber, 
Theodosius der Große, schloß mit ihnen Verträge und gab ihnen in den südlich 
von der Donau gelegenen Ländern und in Kleinasien Wohnsitze. 
3. Alarich in Rom. Um das Jahr 400 stand an der Spitze der Westgoten der 
König Alarich. Er war der erste Germane, der Italien angriff, um seinen Goten 
Wohnsitze zu erkämpfen. Siegreich rückte er bis vor die Tore der Stadt Rom. Die 
Römer ergriff Angst und Entsetzen; denn seit 400 Jahren war kein Feind der Stadt 
so nahe gekommen. Bald entstand in Rom eine entsetzliche Hungersnot, und Hundert- 
tausende wurden eine Beute des Todes. In dieser Not schickte der Senat zwei Ge- 
sandte an Alarich und ließ um Frieden bitten. Aber noch prahlten diese: „Unzählbar 
sind unsere Streiter und in den Waffen wohl geübt.“ Alarich erwiderte lachend: 
„Je dichter das Gras, desto leichter das Mähen.“ Diese Antwort machte die Ge- 
sandten demütig, und sie fragten: „Was willst du von uns haben?“ „All euer Gold 
und Silber, alle kostbaren Gerätschaften,“ war seine Antwort. Und als die Ge- 
 
	        
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