Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

Der Vogelsberg. 99 
Schottermaterials, das der Basalt liefert, in ausgezeichnetem 
Zustand. Das Bahnnetz, das früher den Vogelsberg zwischen 
den Linien von Gießen nach Gelnhausen und Fulda ganz 
mied, ist neuerdings stark erweitert worden durch Stichbahnen, 
wie Nidda—Schotten, und durch eine scharf am Ostabhang des 
Oberwalds vorbeiführende Bahn, die von Stockheim an der 
Bahnlinie Gießen—Gelnhausen abzweigend das Niddertal 
und dann eines seiner Nebentäler aufwärts führt, nahe 
bei Herchenhain, dem höchstgelegenen Ort Oberhessens, vor- 
beizieht und bei Lauterbach in die Bahn Gießen —Fulda 
mündet. 
Die Häuser sind im Vogelsberg nach dem fränkischen 
Typus gebaut, mit der schmalen Giebelseite nach der 
Straße stehend, oft klein, mit kleinen, niedrigen Fenstern, 
wenn auch daneben überall stattliche Bauernhäuser vor- 
kommen. Sehr oft befinden sich Stall und Wohnräume unter 
einem Dach, so daß im Winter die Haustüre den einzigen Ein- 
gang dazu darstellt. Man tritt durch sie in einen Vorplatz, von 
dem es auf der einen Seite in den Stall, auf der anderen in 
die Wohnräume geht. Die Häuser sind meist nicht aus dem 
vorhandenen Gesteinsmaterial, dem Basalt, gebaut, der zu 
porös ist und nicht warm genug hält, sondern sind fast durch- 
weg Fachwerksbauten, deren Fachwerk nach ganz bestimmten, 
immer wiederkehrenden Regeln verstrebt und besonders bei 
den älteren Häusern in den Ecken, an den hölzernen Fenster- 
gewänden und an den Balkenköpfen mit Schnitzereien verziert 
ist. Der Raum zwischen dem Fachwerk ist mit Lehm gefüllt 
und nach außen entweder mit Holz verschindelt oder weiß 
getüncht; im letzteren Fall sind in die Tünche oft humorvoll 
gehaltene Menschen= und Tierfiguren oder Arabesken durch 
Aneinanderreihung von Punkten eingedrückt. 
Die Siedlungen sind meist kleine Ortschaften, oft nur aus 
wenigen Häusern bestehend, und liegen weit auseinander, da 
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