Der Vogelsberg. 99
Schottermaterials, das der Basalt liefert, in ausgezeichnetem
Zustand. Das Bahnnetz, das früher den Vogelsberg zwischen
den Linien von Gießen nach Gelnhausen und Fulda ganz
mied, ist neuerdings stark erweitert worden durch Stichbahnen,
wie Nidda—Schotten, und durch eine scharf am Ostabhang des
Oberwalds vorbeiführende Bahn, die von Stockheim an der
Bahnlinie Gießen—Gelnhausen abzweigend das Niddertal
und dann eines seiner Nebentäler aufwärts führt, nahe
bei Herchenhain, dem höchstgelegenen Ort Oberhessens, vor-
beizieht und bei Lauterbach in die Bahn Gießen —Fulda
mündet.
Die Häuser sind im Vogelsberg nach dem fränkischen
Typus gebaut, mit der schmalen Giebelseite nach der
Straße stehend, oft klein, mit kleinen, niedrigen Fenstern,
wenn auch daneben überall stattliche Bauernhäuser vor-
kommen. Sehr oft befinden sich Stall und Wohnräume unter
einem Dach, so daß im Winter die Haustüre den einzigen Ein-
gang dazu darstellt. Man tritt durch sie in einen Vorplatz, von
dem es auf der einen Seite in den Stall, auf der anderen in
die Wohnräume geht. Die Häuser sind meist nicht aus dem
vorhandenen Gesteinsmaterial, dem Basalt, gebaut, der zu
porös ist und nicht warm genug hält, sondern sind fast durch-
weg Fachwerksbauten, deren Fachwerk nach ganz bestimmten,
immer wiederkehrenden Regeln verstrebt und besonders bei
den älteren Häusern in den Ecken, an den hölzernen Fenster-
gewänden und an den Balkenköpfen mit Schnitzereien verziert
ist. Der Raum zwischen dem Fachwerk ist mit Lehm gefüllt
und nach außen entweder mit Holz verschindelt oder weiß
getüncht; im letzteren Fall sind in die Tünche oft humorvoll
gehaltene Menschen= und Tierfiguren oder Arabesken durch
Aneinanderreihung von Punkten eingedrückt.
Die Siedlungen sind meist kleine Ortschaften, oft nur aus
wenigen Häusern bestehend, und liegen weit auseinander, da
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