Object: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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Stadt Prag begründet, die in allen Ländern Deutschlands ihresgleichen nicht fand, 
und es kamen aus anderen Ländern, aus England, aus Frankreich, der Lombardei, 
aus Ungarn und Polen und den einzelnen benachbarten Ländern Studenten hier- 
her, die Söhne von Edlen und Fürsten, und die Prälaten der Kirchen aus den 
verschiedensten Teilen der Welt. Die Stadt Prag selbst aber erlangte durch die 
Universität Ruhm und wurde so bekannt in fremden Ländern, daß wegen der 
Menge der Schüler das Leben beträchtlich teurer wurde: so groß war die Menge, 
in der sie hierher zusammenströmten. Als Herr Karl sah, daß die Schule in rühm- 
licher Weise zunahm, schenkte er den Schülern die Häuser der Juden, und er setzte 
darein ein Kollegium von Magistern, welche täglich lesen und disputieren sollten. 
Auch begründete er zu ihrem Gebrauche eine Bücherei und gab für den Unterricht 
die notwendigen Bücher im Überfluß. Diese Magister hatten außer den Ein- 
künften, die sie von den Studenten empfingen, ein bestimmtes jährliches Ein- 
kommen und waren reichlich versorgt. 
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Der schwarze Tod, der Judenmord und die Geißelfahrten. 
1349. 
Quelle: Chronikdes Matthiasvon Neuenburg (Lateinisch) 1). 115. 116. 118.132. 
Übersetzung: Georg Grandaur, Die Chronik des Matthias von Neuenburg. 3. Aufl. Leipzig 1912. 
(Gesch. d. d. B. 2. Ausg. Bd. 84.) S. 172—181, 193. 
115. Es ereignete sich aber eine Pest und ein Sterben der Menschen, be- 
sonders in den Ländern jenseit des Meeres, in den Seegegenden und anderen 
angrenzenden Ländern, wie es seit der Zeit der Sintflut nicht gewesen, so daß 
einige Gegenden ganz entvölkert waren und viele dreiruderige Schiffe, deren Be- 
mannung gestorben, mit ihren Waren führerlos auf dem Meere gesehen wurden. 
Wie ansteckend die Krankheit war, weshalb die Menschen ohne Sakramente starben, 
die Eltern sich nicht um ihre Kinder kümmerten und umgekehrt, die Gefährten 
nicht nach ihren Gefährten, noch die Diener nach ihren Herren fragten, wieviel 
Häuser mit allem Hausrate leer standen, in welche sich niemand hineintraute, dies 
alles zu beschreiben oder zu erzählen, ist erschrecklich .. Der Papst blieb in 
seinem Gemache eingeschlossen, hatte daselbst fortwährend ein großes Feuer und 
gestattete niemandem den Zutritt. Die Krankheit durchzog alle Länder, und die 
Gelehrten konnten, obgleich sie vielerlei vorbrachten, doch keinen anderen sicheren 
Grund angeben, als daß es Gottes Wille wäre. Und dies dauerte, bald hier, bald 
dort, ein ganzes Jahr, ja noch darüber. 
116. Und es wurden die Juden beschuldigt, daß sie diese Pest veranlaßt oder 
verschärft hätten, indem sie Gift in Quellen und Brunnen geworfen. Sie wurden 
verbrannt vom Meeresufer an bis nach Deutschland An einigen Orten 
wurden sie bloß ausgewiesen; aber das Volk holte sie ein, verbrannte die einen 
und schlug andere tot oder erstickte sie in Sümpfen. . Am Freitage nach Hilarius 
1) Die bis zum Jahre 1350 reichende Chronik des Straßburger Anwalts beim geist- 
lichen Gerichte Matthias von Neuenburg (# um 1370), ist darum bemerkenswert, weil sie die 
letzte ist, die den Standpunkt der allgemeinen Reichsgeschichte festhält, während sonst in 
diesen Jahrhunderten die Geschichtschreibung die Weite der Auffassung verloren hat und 
sich auf die Darstellung der Lokal= und Territorialgeschichte beschränkt. In der Auffassung 
der sicherlich wahr geschilderten Ereignisse, deren Erzählung hierher gesetzt ist, erweist er 
sich indes durchaus als ein Kind seiner Zeit.
	        
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