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Auch die Nahe durchfließt auf ihrem kurzen untersten Lauf
durch das Schiefergebirge eine enge Schlucht zwischen Rochus-
berg und Hunsrück, ehe sie oberhalb des Binger Lochs in den
Rhein mündet, und ebenso haben die kleineren Nebenflüßchen,
wie Wisper usw., im unteren Teil außerordentlich enge, schlucht-
artig eingeschnittene Täler, die sich nach oben ausweiten und
mit flachen Mulden beginnen.
Mit dem Eintritt des Rheins in das Rheinische Schiefer-
gebirge tritt die Anderung im Charakter der Wasserführung
des Rheins, die sich weiter oberhalb angebahnt hat, mit größerer
Schärfe hervor. In der Oberrheinischen Tiefebene ist er noch
Hochgebirgsfluß, indem seine hohen Stände auf den Sommer
fallen, im Rheinischen Schiefergebirge ist er dagegen zum
Mittelgebirgsfluß geworden, der Hochwasser im Winterhalb-
jahr hat. In trockenen Sommern ist auf Zufluß von Wasser
von der Nahe bis zur Lahn kaum zu rechnen, ja es kommt öfter
vor, daß die dort mündenden Nebenbäche gänzlich versiegen.
In klimatischer Hinsicht ist das Rheinische Schiefergebirge
wenig begünstigt. Nur die tiefsten Teile, d. h. das tief ein-
geschnittene Flußtal des Rheins und der Südabhang im Rhein-
gau nehmen an der Wärme der umliegenden warmen Tief-
landsstrecken teil; hier ist die mittlere Jahrestemperatur 9 bis
10° C; aber schon das Lahntal hat niedrigere Temperaturen
und auf den Hochflächen und Kämmen sinkt das Jahresmittel
auf 6—7°C im Taunus und 5—6° C im Westerwald. Da-
durch treten sie in sehr scharfen Gegensatz zu den umliegenden
Tieflandsstrecken. Außerdem sind die höheren Teile, weil sie
nicht durch vorliegende Höhen geschützt sind, rauh und windig.
Besonders der hohe Westerwald ist deshalb berüchtigt, aber
auch die tieferen Teile werden manchmal von diesem rauhen
Klima der Höhe berührt, wenn die auf den Hochflächen an-
gesammelte kalte und schwerere Luft sich durch die schlucht-
artigen Täler abwärts in das Rheintal ergießt; bekannt als