Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

116 Taunus und Westerwald. 
Höhen eine als Hutweide benutzte dünne Grasnarbe zu finden 
ist. Trotzdem ist der größte Teil noch heute Hochwald aus 
Laubholz, das 80 % der Waldfläche beansprucht, wogegen es 
das Nadelholz, trotz Zunahme bei Aufforstungen in neuerer 
Zeit, noch nicht über ein Fünftel des Waldbestands gebracht 
hat. « 
Auch in dem Rheintal zwischen Koblenz und Bingen tragen 
die steilen Talhänge stellenweise eine dürftige Walddecke auf 
dem mageren Lehmboden, der das Verwitterungsprodukt des 
Tonschiefers und der Grauwacken bildet. Vielfach sind aber 
auch an den warmen Hängen des Rheintals künstliche Terrassen 
für den Weinbau geschaffen; durch kleine Trockenmauern aus 
aufgeschichteten Steinen wird der wertvolle Boden auf den 
Terrassen festgehalten, die oft nur Platz für je einige Wein- 
stöcke bieten. Der Weinbau ist hier sehr beschwerlich, alles, was 
im Weinberg gebraucht wird, Pfähle, Mist usw., muß auf 
schmalen Steintreppchen hinauf-, bei der Ernte die Trauben 
ebenso heruntergetragen werden. Die Schieferstücke werden 
auf der Oberfläche der Terrassen ausgebreitet, um die Wirkung 
der Bestrahlung durch die Sonne zu erhöhen, und doch wird 
gar manchmal das Ergebnis all dieser mühseligen Arbeit durch 
Wolkenbrüche, die die Terrassenmauern zerstören und die 
fruchtbare Erde wegschwemmen, oder durch Mißernten in 
Frage gestellt oder gänzlich vernichtet. Viel leichtere Bedin- 
gungen finden sich für den Weinbau auf den flachen Hügeln 
des Rheingaus, wo deshalb auch fast alle Gehänge zur Anlage 
von Weinbergen ausgenutzt werden und sonniges, mildes 
Klima, Schutz vor rauhen Winden und gute Bodenverhältnisse 
zusammenwirken, umdie erstklassigen Weine Deutschlands zuer- 
zeugen, an die Namen wie Johannisberg. Rüdesheim, Rauenthal 
usw. genügend erinnern. Der Ertrag des Weinbaus bezifferte 
sich im Jahr 1905 im Regierungsbezirk Wiesbaden auf 92000 hl 
Most im Wert von 6,2 Mill. Mark von einer Rebenfläche von
	        
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