140 Das Hessische Bergland.
besonders große Zahl von Obstbäumen ist in den Kreisen Esch—
wege, Witzenhausen, Kassel und Marburg vorhanden, in der
Talebene der Werra, in der Hessischen Senke und der Talebene
der Lahn, während die Kreise Fulda und Wolfhagen die relativ
dünnste Bepflanzung als Folge der Lage unter ungünstigen
klimatischen Verhältnissen aufweisen. In erster Linie werden
Apfel und. Zwetschen gezogen; bei Witzenhausen ist dagegen
seit Jahrhunderten die Zucht der dort über 36 % aller Baum-
arten ausmachenden Kirschen stark entwickelt, deren Früchte
teils frisch verkauft, teils in der Hauswirtschaft verwendet, teils
in einer in der Stadt Witzenhausen eingerichteten Obstverwer-
tungsanstalt getrocknet werden.
Die Bewohner des Landes gehören zum Volksstamm der
Chatten (Hessen); im Norden des Gebiets findet ein Übergang
zu den Sachsen, im Osten zu den Thüringern statt. Sonst
wohnt der Volksstamm geschlossen und es finden sich wenig
fremde Einsprenglinge in Gestalt von Franzosen, Wallonen
und Waldensern vor. Mit Ausnahme der katholischen Gegen-
den an der Fulda ist die Bevölkerung überwiegend evangelisch.
Die Volkstrachten haben sich noch ziemlich erhalten, besonders
in den vom Verkehr abgeschiedenen Teilen des Landes. Sie
zeigen Verschiedenheiten in den einzelnen Gegenden, ebenso
wie sich auch im Hausbau auf unserem Gebiet verschiedene
Typen finden. Im größten Teil herrscht zwar die fränkische
Hausanlage unumstritten, doch tritt im Norden schon das
sächsische Haus herein mit Wohnung, Stall und Scheuer unter
einem Dach, mit dem charakteristischen, oben gerundeten
Scheuertor an der Giebelseite, durch das man auf die große
„Diele“ gelangt.
Da die Natur das Land nicht so reich ausgestattet hat, wie
die Länder am Rhein, ist es nur dünn besiedelt; auf den
Quadratkilometer kommen etwa 50—75 Bewohner, und nur
in der nächsten Umgebung von Fulda und Kassel steigt die