142 Das Hessische Bergland.
Fennel und Breithaupt knüpfen, drücken der Stadt den
Stempel als Industriezentrum auf. Auch in der Weberei
nimmt Kassel durch Anfertigung schwerer Segeltuche aus
Leinen eine führende Stellung in Deutschland ein, während
die früher weitverbreitete Hausindustrie der Leineweberei
aus selbstgebautem Flachs jetzt wegen zu schweren Stands
gegenüber der englischen Großindustrie zumeist eingegangen
ist und sich nur noch im Schlitzer Land und der Umgegend von
Fulda behaupten konnte.
Bei Betrachtung der Verkehrsverhältnisse muß man sich
vor Augen halten, daß unser Gebiet, wie überhaupt Gebirgs—
länder, dem Verkehr gewisse Schwierigkeiten in den Weg legt,
wodurch es eine richtige Scheide zwischen Nord- und Süd—
deutschland geworden ist. Im einzelnen ist ihm jedoch auch
wieder, wie allen Buntsandsteinlandschaften Deutschlands, ein
hoher Grad von Wegsamkeit eigen, der noch durch die oben—
erwähnte eigentümliche Anordnung der Haupttalzüge wesent—
lich gehoben wird. Darum wird es schon seit alter Zeit als
Hauptdurchgangsstraße nicht nur von Norden nach Süden,
sondern auch von Osten nach Westen benutzt, und die Straßen
zwischen Thüringen und dem Rhein kreuzen und teilweise auch
vereinigen sich hier mit den Wegen aus dem Südwesten
Deutschlands nach dem Norden. Wie die letzteren besonders
zur Hansezeit sehr begangen waren, so sind sie auch heute noch
von grundlegender Bedeutung als direkte Verbindung und
Zugangsstraße Süddeutschlands zu den deutschen Großhäfen
Bremen und Hamburg. Infolgedessen wird besonders emp—
findlich hier das Fehlen eines großen, schiffbaren Stroms
bemerkt, den die Eisenbahnen doch nicht ganz zu ersetzen
vermögen.
Von den Bahnen gehen die beiden südnördlich verlaufenden
Hauptlinien Frankfurt—Kassel und Frankfurt—Bebra über
die beiden niedrigsten Punkte der Wasserscheide, die eine die