12 Einleitung.
weniger bedenklich erscheinen, als in den Randgebieten, be-
wirkte aber außerdem, daß die kleinen und kleinlichen Sonder-
interessen eine viel größere Rolle spielten. So sehen wir denn
hier den jammervollen Zustand der Kleinstaaterei des alten
heiligen römischen Reiches deutscher Nation in sehr starker Ent-
wicklung vor uns, aber auch den Zusammenbruch und die Ohn-
macht dieser Gebilde, als die Gefahr in den Franzosenkriegen
heranrückte und sie als Randgebiete Deutschlands in die Vorder-
front stellte. Daß geographische Gesichtspunkte oder Ursachen
in unserem Gebiet bei der Entstehung der Staatsgebilde eine
Rolle spielten, sehen wir aber auch daran, daß die Stammlande
oder Kerne der einzelnen Staaten sich an geographische Land-
schaften, bzw. geographisch besonders begünstigte Punkte an-
schließen, wenn auch im Lauf der Zeit in begreiflichen Ex-
pansionsgelüsten nach Norden oder Süden übergreifend vor-
übergehend oder dauernd die Angliederung von zu anderen
Landschaften gehörigen Landstrichen erfolgte. So entstanden
im Hessischen Bergland und in der Oberrheinischen Tiefebene
die beiden Landgrafschaften Hessen, das Lahntal und seine Nach-
barschaft gab den Kern zur Grasschaft Nassau, und an den
heute noch bedeutendsten Verkehrspunkten am Nordende der
Oberrheinischen Tiefebene lagen als Sitze der Macht das gol-
dene Mainz, der Sitz geistlicher Kurfürsten, und die reichsfreie
Stadt Frankfurt, während besonders in den Tälern des
Odenwalds und des Vogelebergs sich eine Menge kleiner
Einzelgebiete, noch heute durch die Sitze und Schlösser zahl-
reicher Standesherren bezeugt, bildete.
In der prähistorischen Zeit war unser Gebiet schon be-
siedelt, wie die Funde von Kohlenstückchen im Löß bei Groß-
Umstadt, von Pfahlbaudörfern bei Fulda, von alten Dorf-
anlagen (z. B. bei Neuhäusel im Westerwald), sowie von
Hügelgräbern, zahlreichen Waffen und Gerätestücken aus ver-
schiedenen Epochen von der Steinzeit an im ganzen Gebiet